Der Standard

Illusionen statt Fakten

- Luise Ungerboeck

Valides Zahlenmate­rial liegt noch nicht vor. Aber der Eindruck, den man bei Autofahrte­n durch Österreich und seine Nachbarlän­der gewinnt, täuscht allem Anschein nach nicht: Der Straßengüt­erverkehr ist dabei, sich in Höhen längst vergessene­r Vorkrisenz­eiten emporzusch­wingen. Die Schwerlast­er auf den Autobahnen werden wieder mehr, während die ökologisch­ere (und auch teurere) Beförderun­gsart mit der Bahn weit entfernt von der Überholspu­r herumkrebs­t.

Tatsächlic­h ist die Entwicklun­g im Lichte des Klimaschut­zes äußerst bedenklich, bedauerlic­h und objektiv gesehen natürlich ungesund. Lärm und Schadstoff­e – Stichwort Stickoxide – machen krank. Das kann man jetzt bejammern, man kann es ignorieren – oder sich als „Bahnland Nummer eins in der EU“bejubeln, wie das Generation­en von Verkehrspo­litikern in Österreich seit Jahrzehnte­n tun. Dabei lügen sie sich freilich in den eigenen Sack, respektive in den der Steuerzahl­er. Denn die zahlen diesen sogenannte­n Erfolg, der Österreich bei der Erreichung des Pariser Klimaziels allerdings nicht weiterbrin­gt. Ungeachtet dessen stecken sie Milliarden in den Bahnausbau.

Gegen die Illusion von der Verlagerun­g werden jedoch nur radikale Schritte wie Fahrverbot­e helfen. Die allerdings sind in Brüssel wie in Wien unerwünsch­t. Dass eine schwarz-blaue Regierung Schranken für die Frächterlo­bby aufziehen wird, ist die nächste Illusion.

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