Wieder deutlich mehr Überfahrten nach Italien
1300 Migranten landeten in zwei Tagen, über 30 Tote im Mittelmeer geborgen
Rom – Nach dem Eintreffen von 1300 Migranten innerhalb von zwei Tagen schlagen die italienischen Rechtsparteien Alarm wegen einer neuen Flüchtlingswelle. „Der Menschenhandel nimmt wieder zu, was das Scheitern der Regierung im Kampf gegen die illegale Einwanderung bezeugt“, kommentierte die Partei Forza Italia.
Die italienische Tageszeitung La Repubblica sprach von einer „Wiedereröffnung der LibyenRoute“. „Aus den jüngsten Zahlen geht hervor, dass der Pakt zwischen Innenminister Marco Minniti und der libyschen Regierung in Tripolis in Gefahr ist“, kommentierte das Blatt. Warum nun schon seit mehr als einem Monat die Zahl der Boote aus Libyen wieder zunehme, ist unklar.
Am Sonntag ist ein spanisches Schiff mit 26 Leichen und 375 Migranten an Bord im Hafen der süditalienischen Stadt Salerno eingetroffen. An Bord befanden sich auch neun schwangere Frauen, wie italienische Medien berichteten. Die Leichen waren am Freitag im zentralen Mittelmeer geborgen worden. Sie befanden sich an Bord eines Schlauchbootes, das auf dem Weg nach Italien gesunken ist. 64 Menschen, die sich an Bord des Schlauchbootes befanden, wurden gerettet.
Bereits am Samstagvormittag war in Reggio Calabria das Schiff Diciotti der italienischen Küstenwache mit 764 Migranten – dar- unter 112 Minderjährige – eingetroffen. Das Schiff habe auch acht Leichen mitgeführt, berichteten Medien.
Die neue Flüchtlingswelle setzt Premier Paolo Gentiloni unter Druck. Seine Demokratische Partei (PD) bemüht sich um neue Einbürgerungsregeln, mit denen 800.000 Migranten in Italien die Staatsbürgerschaft erhalten könnten. Dies wird von den Rechtsparteien heftig kritisiert. Die Migrationsfrage ist angesichts der Parlamentswahlen im Frühjahr ein besonders heikles Thema.
Die Regierung in Rom bemühte sich daher um Beruhigung. Die Zusammenarbeit mit Libyen zur Bekämpfung des Menschenhandels habe bisher positive Resultate gezeigt, teilte das Innenministerium mit. Die Kooperation führte zu einem Rückgang von etwa 30 Prozent bei den Ankünften seit Jahresbeginn. Die Zusammenarbeit gegen die illegale Migration soll ausgebaut werden, hieß es.
Auch die neofaschistische Partei Forza Nuova setzt auf das Migrationsthema. Bei einem „Marsch der Patrioten“, bei dem an die Machtergreifung von Benito Mussolini im Jahr 1922 erinnert wurde, beteiligten sich am Samstag rund 1000 Menschen. Die Neofaschisten skandierten „Forza Nuova, nationaler Stolz“und forderten die Abschiebung von Migranten. (red)