Jeder dritte Wiener ein Migrant
Integrationsmonitor: Jugend hat höhere Abschlüsse
Wien – Wien ist eine Einwanderungsstadt: 35 Prozent der Wiener sind nicht in Österreich geboren, der Großteil kommt aus EU-Ländern. Das zeigt der Wiener Integrationsmonitor, der am Donnerstag präsentiert wurde. Die hohe Zuwanderung führt dazu, dass jeder Vierte nicht oder nur auf Bezirksebene wählen darf. Fortschritte gibt es bei der Bildung: Unter Zuwanderern aus Drittstaaten hatten noch 40 Prozent höchstens einen Pflichtschulabschluss, unter den Jugendlichen sind es nur noch rund 20 Prozent. (red)
Wien – In den vergangenen zehn Jahren ist die Wiener Bevölkerung um rund 190.000 Menschen gewachsen. Jeder zweite Wiener hat einen Migrationshintergrund, ist also entweder nicht in Österreich geboren oder hat einen im Ausland geborenen Elternteil. 27 Prozent der Wiener besitzen eine andere als die österreichische Staatsbürgerschaft, 35 Prozent sind im Ausland geboren. Das sind einige Ergebnisse des vierten Wiener Integrationsmonitors, der am Don- nerstag präsentiert wurde. „Wien ist eine stark wachsende Stadt. Das ist eine Herausforderung“, sagte Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ).
Der Monitor soll anhand ausgewählter Indikatoren die Veränderung der Einwanderungsgesellschaft aufzeigen und darlegen, wo Handlungsbedarf besteht. Beobachtet werden etwa Gleichstellung, Arbeitsmarkt und Bildung.
Ein Drittel der Wiener Bevölkerung kommt demnach aus den an- deren Bundesländern. Von 2014 auf 2015 stieg die Binnenzuwanderung von 33.764 auf 37.175 Personen. Aber auch Menschen aus mehr als 190 Herkunftsländern leben in Wien. Rund die Hälfte der aus dem Ausland Zugewanderten kommen aus der EU, wobei die Zahl von 35.953 auf 34.222 marginal zurückging. Die Zahl jener, die aus Drittstaaten nach Österreich kommen, sank von 19.871 auf 16.352. Im Schnitt liege die Migration aufgrund von Flucht „immer zwischen 4000 und 5000 Personen pro Jahr“, sagt Manolakos. „Bis auf die große Ausnahme 2015.“Während 2014 die Flucht für 5078 Menschen in Wien endete, waren es 2015 22.033.
Bildungsaufstieg
Der Bericht zeigt zudem, dass die Bildungsbeteiligung nach der Pflichtschule steigt. Am stärksten holen Jugendliche aus Drittstaaten gegenüber ihren Eltern auf. Während bei jenen, die aus der EU zugewandert sind, der Anteil von Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss sowohl in der Eltern- als auch in der Jugendgeneration etwa gleich bleibt (bei rund zehn Prozent), halbierte sich die Zahl bei jenen aus Drittstaaten. Unter den zugewanderten 15- bis 18-Jährigen gebe es trotzdem Anschlussprobleme bei der Bildung. „Wir brauchen mehr Angebote für Menschen, die nach dem Pflichtschulalter aus einem anderen Grund als der Flucht nach Wien kommen“, sagt Czernohorszky. Darum startet die Stadt 2018 zwei neue Projekte. „Interspace“soll, wie das Jugendcollege für geflüchtete Jugendliche, „eine Brücke zu Schule, Lehre und Arbeitsmarkt für neu zugewanderte Jugendliche aus EU- und Drittstaaten“sein – mit 520 Plätzen. Vom Bund fordert Czernohorszky, die Ausbildungspflicht bis 18 Jahre auf Asylwerber auszuweiten und die Lehre für sie auch außerhalb von Mangelberufen zu öffnen. Zudem soll das Projekt „Mama lernt Deutsch“zum Bildungscollege für Frauen ausgeweitet werden. (ook)