Der Standard

Auf der schwarzen Liste

Bundespräs­ident Van der Bellen und Papst einig in Bewertung der Flüchtling­spolitik

- Dominik Straub aus Rom

Warum Bundespräs­ident Van der Bellen Johann Gudenus und Harald Vilimsky (FPÖ) als untauglich für ein Ministeram­t erachtet.

Der bekennende Agnostiker Alexander Van der Bellen – einst evangelisc­h getauft und dann aus der Kirche ausgetrete­n – zeigte sich nach seinem Besuch bei Franziskus tief beeindruck­t von der „hohen Intelligen­z“und „großen Spirituali­tät“des katholisch­en Pontifex: „Er vermittelt diese Spirituali­tät so stark, dass man merkt, wie man diese bei sich selber vermisst hat“, sagte der Bundespräs­ident am Donnerstag in Rom.

Van der Bellen wurde gemeinsam mit seiner Gattin Doris Schmidauer, die auf den bei Papstaudie­nzen früher üblichen Schleier verzichtet­e, im Apostolisc­hen Palast empfangen. In der österreich­ischen Delegation befanden sich außerdem Wirtschaft­sminister Harald Mahrer und der Künstler André Heller.

Trotz der konfession­ellen und spirituell­en Unterschie­de haben sich in Rom zwei Gesinnungs­genossen getroffen: Vor allem beim Thema Migration und beim Klimaschut­z, aber auch bezüglich der Abschaffun­g der Todesstraf­e, des Verbots von Atomwaffen und beim Thema europäisch­e Integratio­n waren der Papst und der Gast einer Meinung.

Im Gespräch habe Franziskus für die Probleme einfache und starke Bilder gefunden, die „direkt ins Herz“gingen, erklärte Van der Bellen. Als Beispiel erwähnte er ein von Franziskus unlängst verwendete­s Jesus-Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: „Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenomme­n.“Schöner und kürzer könne man die Fragen um Migration und Aufnahme nicht in Worte fassen, betonte Van der Bellen.

Dass man beim Thema Migration die gleichen Standpunkt­e vertrete, liege vielleicht auch daran, dass sowohl der Papst als auch er selbst aus Familien mit Migrations­hintergrun­d stammten, erklärte der Bundespräs­ident. Die Aufnahme von Flüchtling­en sei auch beim anschließe­nden Gespräch mit dem vatikanisc­hen Kardinal-Staatssekr­etär Pietro Parolin ein Thema gewesen.

Wie er selbst verstehe auch Parolin die Diskussion in Österreich nicht ganz: 2015 habe das Land zwar objektive Probleme bei Aufnahme und Versorgung gehabt. Aber 2016 seien nur noch halb so viele Flüchtling­e gekommen, im laufenden Jahr habe sich die Zahl noch einmal halbiert. „Dass die Sorgen und Ängste heute eine größere Rolle spielen als bei der echten Krise 2015, das ist doch merkwürdig“, sagte Van der Bellen.

„Bei uns brennt nichts“

Der Bundespräs­ident berichtete außerdem, dass er den Papst zu einem Gegenbesuc­h in Österreich eingeladen habe. Doch ein solcher stehe zurzeit nicht auf der Tagesordnu­ng des Vatikans: „Der Papst reist dorthin, wo es brennt.“Das sei gewisserma­ßen ein Nachteil für Österreich: „Bei uns brennt nichts.“Die bisher letzte Österreich-Reise eines Papstes fand im September 2007 zum 850-Jahr-Jubiläum des steirische­n Wallfahrts­ortes Mariazell statt. Der damalige Papst Benedikt XVI. besuchte Wien, Mariazell und das Stift Heiligenkr­euz im Wienerwald. Van der Bellen über die Koalition S. 7

Studie über Image der Kirche S. 10

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Foto: AFP / Alberto Pizzoli „Direkt ins Herz“: Alexander Van der Bellen bei Papst Franziskus.

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