Das einzige Kriterium
Für die Wahl des neuen SPÖ-Chefs von Wien gibt es nur ein Kriterium: Kann er gegen eine türkis-blaue Offensive überzeugend gewinnen und den Bürgermeister halten?
Wahlen in Wien kommen vielleicht schneller, als man denkt. Wenn die Grünen demnächst ihrem Todestrieb nachgeben und Maria Vassilakou kippen, dann haben wir ziemlich sicher Neuwahlen. Aber auch so muss der nächste SPÖVorsitzende in Wien (und präsumtive Bürgermeister) ein Ausnahmetalent sein: Es gibt große Baustellen in der – immer noch äußerst lebenswerten – Stadt.
Nummer eins ist die „Ausländerfrage“, da hilft kein Herumreden. Wenn man nach der Wiener Definition für „Migrationshintergrund“geht (selbst oder ein Elternteil im Ausland geboren), dann sind 50 Prozent Migranten. Davon sind die als Problem empfundenen Muslime eine Minderheit (der große Rest sind Deutsche und Osteuropäer), aber der „Kulturkampf“spielt sich entlang des „Kopftuchgrabens“ab. Dazu kommen ein knirschendes Gesundheitssystem, fragwürdige Großprojekte (Lobautunnel), hohe Verschuldung und hohe Kosten im Stadtapparat. Und eine Krawallpresse, die mit TürkisBlau liebäugelt.
Die Lage erfordert ein politisches Ausnahmetalent. Die Kandidaten Michael Ludwig und Andreas Schieder haben ihre beachtlichen Qualitäten; ob sie diese „job description“erfüllen, ist ungewiss. Im Grunde ist es nicht so wichtig, ob der jeweilige Kandidat mehr Mitte-rechts oder mehr Mitte-links ist. Das entscheidende Kriterium ist, ob er gegen die Rechtskonservativen/Rechtspopulisten gewinnen kann.