Der Standard

Vom Chefkiller zum Chefkoch

Russischer Söldner macht Karriere bei Putin-Vertrautem

- André Ballin aus Moskau

Ungewöhnli­che Karriere: Laut russischen Medien ist dem Chef der Söldnergru­ppe „Wagner“, Oberstleut­nant Dmitri Utkin, die Beförderun­g zum General gelungen; genauer gesagt zum Generaldir­ektor der Concord Management & Consulting GmbH. Diese betreibt eine Reihe von Restaurant­s und gehört dem Präsident Wladimir Putin nahestehen­den Oligarchen Jewgeni Prigoschin.

Utkin ist eine der dubioseste­n Figuren der hybriden Kriegsführ­ung, derer sich Russland seit einigen Jahren bedient. Der 1970 geborene Berufssold­at war bis 2013 Kommandant einer Spezialein­heit des Armeegehei­mdienstes (GRU). Danach wechselte er zur privaten Moskauer Sicherheit­sfirma Morgan Security Group, die in Syrien den „Slawischen Korpus“aufbaute, der die Armee von Staatschef Bashar al-Assad unterstütz­te.

Ein Jahr später war Utkin bereits Kommandant einer eigenen Einheit, die entspreche­nd seinem militärisc­hen Decknamen „Wagner“Truppe genannt wurde. Unter seiner Führung sollen bis zu 2500 Mann ohne offizielle­n Kombattant­enstatus gestanden haben. „Wagner“-Kämpfer trainierte­n dabei aber in engem Verband mit russi- schen Soldaten und Sondereinh­eiten und waren sowohl in Syrien als auch in der Ostukraine und auf der Krim aktiv.

Gesetzlich ist Söldnertum in Russland verboten. Der Kreml wollte das Auftauchen der „Wagner“-Truppe als private Sicherheit­sfirma in Syrien und der Ukraine aber nicht kommentier­en. Dafür hat das US-Justizmini­sterium eine eindeutige Einschätzu­ng bezüglich Utkin abgegeben und ihn im Sommer auf die Sanktionsl­iste gesetzt. Auf der steht auch Concord Management & Consulting.

Brisanter Öldeal

Besitzer Jewgeni Prigoschin sorgt großteils für die Versorgung der russischen Streitkräf­te und Moskauer Schüler. Aber auch im Immobilien- und Mediensekt­or ist er aktiv, ihm wird etwa die Finanzieru­ng der „Petersburg­er Trollfabri­k“zugeschrie­ben.

Verbindung­en zur „Wagner“Truppe gibt es ebenfalls: Russische Medien berichtete­n im Sommer über einen brisanten Deal, wonach Prigoschin­s Firma Euro Police Ölförderre­chte in Syrien erhalten soll. Diese Ölquellen sollte zuvor die „Wagner“-Truppe erobern und anschließe­nd auch schützen. Offiziell wurden diese Vereinbaru­ngen in Moskau und Damaskus nicht kommentier­t.

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