Der Standard

Schieder und Ludwig kämpfen um die Delegierte­n

Beim Landespart­eitag der Wiener SPÖ wählen 981 Delegierte ihren neuen Partei-Chef. Das Gros kommt aus den Bezirken, die sich uneins sind. Aber auch Gewerkscha­fter und Teilorgani­sationen spielen eine wichtige Rolle.

- Oona Kroisleitn­er

Wien – Andreas Schieder oder Michael Ludwig: 981 Delegierte müssen sich auf dem Landespart­eitag der Wiener SPÖ für einen Nachfolger von Landespart­eichef und Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl entscheide­n. 157 Delegierte schickt der Wiener Ausschuss, das größte Gremium der Landespart­ei. Über ihn werden etwa Stadträte, Bezirksvor­steher oder Parteiführ­ung entsendet. Hinzu kommen 18 Delegierte über den Rechnungsa­usschuss und zwei aus dem Frauenkomi­tee. 204 Delegierte kommen aus rund 30 sozialdemo­kratischen Organisati­onen. 120 von ihnen kommen von den Gewerkscha­ftern in der SPÖ. Man werde beide Kandidaten „abklopfen“, sagte Christian Meidlinger, Chef der Gewerkscha­ft Younion. Andere Gruppen, etwa die Jugendorga­nisationen, aber auch die Red Biker, schicken ein bis sechs Delegierte.

Der Großteil der Stimmberec­htigten, nämlich genau 600, wird von den Bezirken entsendet. Welcher Bezirk wie viele Delegierte schickt, ist ein gut gehütetes Geheimnis in der SPÖ, die die Zahlen nicht herausrück­en will. Die Delegierte­nstimmen eines Bezirks hängen von der Mitglieder­stärke ab: Je mehr Menschen ihren Mitgliedsb­eitrag einzahlen, desto mehr Stimmberec­htigte hat der Bezirk auf dem Landespart­eitag – so die Rechnung. Das bedeutet auch, dass die Delegierte­nzahlen der einzelnen Bezirke von Jahr zu Jahr variieren können.

Bezirke gespalten

Klar ist, dass die größten Wiener Gemeindebe­zirke Favoriten (50 Delegierte) und Ludwigs Heimatbezi­rk Floridsdor­f (47 Delegierte) sind. Am wenigsten Delegierte würden die Bezirke sechs, sieben und acht (elf Delegierte) entsen- den, heißt es aus Bezirkskre­isen der Partei. Schieders Penzing hat rund 25 Delegierte.

Dass Ludwig, dem oft die großen Außenbezir­ke zugeordnet werden, einen Startvorte­il gegenüber Schieder hat, glaubt man in der SPÖ nicht. So hat sich etwa Landtagspr­äsident Harry Kopietz aus Floridsdor­f bereits für Schieder ausgesproc­hen. Auch in der Innenstadt ist man sich nicht über einen Kandidaten einig. „Er hat meine Unterstütz­ung“, sagte etwa Kurt Wagner, der Parteichef von Wieden, und meinte Ludwig.

„Kein Bezirk stimmt im Block ab“, sagt Jan Krainer, Bezirksche­f der Landstraße. Er will sich nicht auf eine Seite stellen. „Ich persönlich habe einen Favoriten“, sagt er dem STANDARD. Das bedeute nicht, dass der gesamte Bezirk diesen Kandidaten unterstütz­e. In jedem Bezirk gebe es Stimmen für Ludwig und für Schieder.

Im Zweiten, der Leopoldsta­dt, lautet das Motto: „Fairer Wettbewerb hebt die Qualität“, wie Gerhard Kubik betont: „Andreas Schieder und Michael Ludwig sind beide sehr gute Kandidaten mit unterschie­dlichen Erfahrungs­werten in der Politik.“Insgesamt sind aus der Leopoldsta­dt 40 Delegierte beim Parteitag anwesend, davon sind 33 über das Bezirkskon­tingent nominiert.

Treuer Anhänger

Ex-Bundespart­eigeschäft­sführer und Bezirksche­f der Inneren Stadt, Georg Niedermühl­bichler, gilt wiederum als treuer Anhänger Schieders. Zum STANDARD sagte er, er unterstütz­e Schieder nicht nur, sondern helfe, „wo ich kann“. Schieders Kandidatur sei „ein sehr guter und wichtiger Schritt für Wien. Er ist ein Mann, der mitbringt, was wir brauchen.“Ludwig habe viel als Stadtpolit­iker geleistet, das wolle er nicht kleinreden. Niedermühl­bichlers Bezirk schickt 22 Bezirksver­treter zum Landespart­eitag. Hinzu kommen fünf Delegierte, etwa über den Wiener Ausschuss. Insgesamt hat der Bezirk 27 Stimmen.

Die Bezirksche­fin von Margareten, Stadträtin Sandra Frauenberg­er, hatte Schieder – auf ihn noch vor Bekanntwer­den seiner Kandidatur angesproch­en – einen „tollen Politiker“genannt. Auch Finanzstad­trätin Renate Brauner ist im Fünften aktiv. Sie sprach sich deutlicher aus: „Er hat meine Unterstütz­ung“. Margareten schickt 18 Delegierte zum Parteitag. Doris Bures, Zweite Nationalra­tspräsiden­tin und SPÖ-Chefin in Liesing, ist hingegen deklariert­e Ludwig-Anhängerin: Sie sagte, dass sie Ludwig für eine „hervorrage­nde Nachbesetz­ung“Häupls halte. Ihr Bezirk stellt 38 Delegierte – plus jene, die über andere Gremien delegiert werden.

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