Firefox: Ein Browser wird neu erfunden
Mit zahlreichen Neuerungen will Mozilla abgewanderte Nutzer zurückgewinnen
Mountain View – Lange Zeit hatten Computernutzer keine Wahl: Im Internet gesurft wurde mit dem Internet Explorer. Anfang der 2000er-Jahre wurde die Dominanz des Microsoft-Browsers jedoch langsam aufgebrochen, und Firefox bot eine moderne Alternative, die bei vielen Nutzern rasch populär wurde. Während die Nutzerzahlen des Internet Explorer sanken, stiegen jene von Firefox. Gebremst wurde der Aufstieg mit dem Start von Chrome Ende des vorigen Jahrzehnts. Viele Nutzer entschieden sich für den schnelleren Google-Browser.
Neustart
Nun will es Firefox-Entwickler Mozilla wieder wissen: Diese Woche wurde die neueste Version des Browsers veröffentlicht. Dabei handelt es sich nicht nur um ein einfaches Update mit ein paar neuen Funktionen – mit Firefox 57 hat Mozilla die zugrunde liegende Software-Architektur rundumerneuert.
Damit Software von moderner, schneller Computerhardware profitiert, muss sie mit dieser auch richtig umgehen können. Früher hatten Computer Prozessoren mit einem Kern, heute arbeiten die CPUs mit mehreren Kernen. Dadurch können Arbeitsprozesse eines Programms aufgeteilt und parallel ausgeführt werden. Die Software wird schneller und stabiler. Bei einem Browser beispielsweise kann jeder geöffnete Tab auf einen Kern ausgelagert werden. Das hat den Vorteil, dass ein Problem mit einer Website nicht dazu führt, dass der komplette Browser davon beeinträchtigt wird. Chrome führte eine solche Multiprozess-Architektur schon früher ein, Firefox folgte später. Mit der neuen Version wurde das Konzept nun weiter verfeinert. Anstatt das Laden einer Website in einem Tab von einem Prozessorkern ausführen zu lassen, können nun mehrere Kerne gleichzeitig unterschiedliche Aufgaben in einem Tab – also auf einer Website – erledigen. Das beschleunigt die Performance merkbar und macht den Browser stabiler. Diese Neuerung musste Mozilla behutsam einführen und testete die neue Browser-Engine – genannt Quantum – zunächst mit einer kleinen Gruppe von Nutzern, bevor sie für alle Nutzer eingeführt wurde.
Neues Design, ohne Add-ons
Neu ist auch das Design – Menüleisten, Icons, Tabs, Titelzeile haben einen neuen Look erhalten. Nutzer können zwischen heller und dunkler Benutzeroberfläche wählen und persönliche Anpassungen vornehmen. Umstritten ist Mozillas Entscheidung, keine klassischen Erweiterungen mehr zu unterstützen. Stattdessen setzt man auf die moderneren Web-Extensions. Vorteil dieser ist, dass sie einen weniger tiefen Eingriff in den Browser erlauben. Viele Nutzer haben nach dem Update des Browsers nun kritisiert, dass ihre gewohnten Erweiterungen nicht mehr funktionieren. Denn Entwickler müssen ihre Add-ons erst portieren, damit sie wieder verwendet werden können.
Der Umbau des Browsers ist damit noch nicht abgeschlossen. Noch profitieren nicht alle Browser-Komponenten von der neuen Architektur, das soll nun Schritt für Schritt erweitert werden. (br)