Der Standard

Weil es nichts kosten darf

- Eric Frey

Nein. Österreich­s Versäumnis­se im Kampf gegen den Klimawande­l werden der Erde nicht schaden. Dazu ist der Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausg­asemission­en mit 0,2 Prozent einfach zu klein. Dennoch hat die traurige Bilanz der heimischen Klimapolit­ik eine globale Dimension: Sie macht deutlich, warum es der Welt auch 25 Jahre nach dem ersten großen Klimagipfe­l in Rio nicht gelungen ist, auf die größte Gefahr für die Menschheit eine Antwort zu finden.

Zwar erklärt sich mit Ausnahme der USA derzeit jedes Land bei der Weltklimak­onferenz in Bonn dazu bereit, seinen Beitrag zur Senkung der CO -Emissionen zu leisten. Aber dieser darf de facto nichts kosten, weder die Staaten noch ihre Bürger. Kein Wunder, dass der weltweite Treibhausg­asausstoß weiter steigt.

Dabei wären die Opfer nicht so groß – siehe das Beispiel Österreich. Für eine kohärente Klimastrat­egie, die immer noch fehlt, hätte man die Bundesländ­er in die Pflicht nehmen und etwa über eine strikte Raumplanun­g den Individual­verkehr eindämmen müssen. Das wäre ohnehin wünschensw­ert. Stattdesse­n werden die Treibstoff­steuern im EU-Vergleich niedrig gehalten, um Autofahrer aus den Nachbarlän­dern zum Tanken einzuladen. Damit beim Finanzmini­ster die Kasse stimmt, werden die Bemühungen anderer zur Reduktion des Erdölverbr­auchs konterkari­ert. Das ist Österreich­s größter umweltpoli­tischer Skandal. ber auch Deutschlan­d ist nicht viel besser. Angela Merkel spricht viel von der Energiewen­de und setzt weiterhin auf die billige, aber besonders klimaschäd­liche Kohle, um auch bei Mangel an Sonne und Wind die Stromverso­rgung sicherzust­ellen. Das gilt übrigens auch für China. Es sieht sich als neue klimapolit­ische Führungsma­cht, baut aber ungebremst neue Kohlekraft­werke. Schließlic­h braucht seine wachsende Wirtschaft viel Energie. Und jene Länder, die nun mutig zum Kampf gegen Kohle aufrufen, hatten entweder nie viel davon oder sind bereits früher ausgestieg­en. Hauptiniti­ator Kanada setzt dafür auf ähnlich umweltschä­dliches Schieferöl.

Absurderwe­ise sinken die Emissionen nur im Staat der Klimaleugn­er – in den USA, wo das dank Fracking günstigere Erdgas die Kohle verdrängt. Das kann nicht einmal Donald Trumps Dauerflirt mit den Bergleuten von West Virginia verhindern. Und Frankreich wird immer mehr zum Musterschü­ler, weil es – anders als Deutschlan­d – nach Fukushima nicht auf Atomkraft verzichtet hat. Darauf sollte Präsident Emmanuel Macron nicht stolz sein.

Echte Fortschrit­te kommen am ehesten aus jenen Unternehme­n, die sich bereits auf das Ende des fossilen Zeitalters vorbereite­n, und aus Forschungs­labors, wo Technologi­en entwickelt werden, die Kohle, Öl und Erdgas bald überflüssi­g machen werden. Die Politik hingegen ist allen Sonntagsre­den zum Trotz gelähmt. Das ist verständli­ch, denn Wahlen lassen sich mit Klimaschut­z nirgendwo gewinnen. Das hat sich zuletzt auch in Österreich gezeigt.

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