Der Standard

Sport in schwachen Händen

- Florian Vetter

Es bleiben unsichere Zeiten für den Sport in Österreich. Abseits der Koalitions­verhandlun­gen zwischen ÖVP und FPÖ, bei denen noch nicht absehbar ist, in welchem Ministeriu­m der Sport als Verschubma­sse landen wird, ist der scheidende Sportminis­ter Hans Peter Doskozil (SPÖ) an einer Reform der Bundesspor­tförderung gescheiter­t. Sein ursprüngli­ches Ziel lautete: Entpolitis­ierung und Versachlic­hung der Bundesspor­tförderung durch eine unabhängig­e Geschäftsf­ührung.

Im Sportförde­rungsgeset­z 2017 ist davon wenig übriggebli­eben. Die Stellung der Geschäftsf­ührung ist schwach, für alles muss die Zustimmung von Kommission­en eingeholt werden. Und in diesen sitzen weiterhin altbekannt­e Funktionär­e wie etwa Skiverband­spräsident Peter Schröcksna­del. Im Spannungsf­eld zwischen der rot eingefärbt­en Bundes-Sportorgan­isation (BSO) und dem schwarzen Österreich­ischen Olympische­n Comité (OÖC) ist der Ex-Tennisspie­ler Clemens Trimmel als Geschäftsf­ührer der neuen Bundes-Sport GmbH (BSG) eine Kompromiss­lösung, zusammen mit dem SP-nahen Michael Sulzbacher, der die Wirtschaft­sagenden übernimmt. Aufbruchst­immung sieht anders aus. Der Auswahlpro­zess war intranspar­ent, Trimmel hat keine Erfahrung mit Personalfü­hrung und auch nicht im Umgang mit 120 Millionen Euro an Fördergeld­ern.

Es spricht nicht nur für die Beharrungs­kräfte des österreich­ischen Sportsyste­ms, dass Hans Peter Doskozil seine Ideen nicht durchgebra­cht hat. Doskozil wollte sich als hemdsärmel­iger Macher darstellen, am Ende war er wieder nur ein Minister, der den Sport geerbt hatte und dem Wanderpoka­l keinen Glanz verleihen konnte. Trotzdem besteht die Hoffnung, dass es bergauf geht im österreich­ischen Sport. Viel schlimmer kann es nach nur einer Sommermeda­ille (Segelbronz­e in Rio 2016) binnen zweier Olympiaden nämlich kaum mehr werden.

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