Der Standard

Ein Journalist ohne Genierer

Der Satiriker Peter Klien gibt im Wiener Rabenhof einen Einblick in seine Arbeitswei­se als „Journalist ohne Genierer“.

- Stefan Weiss

Wien – Das ORF-Mikro ist für ihn „das Lichtschwe­rt des österreich­ischen Journalism­us“. Wo man es hinhält, dort teilen sich die Fluten wie bei Moses. Die Macht, die von dem leuchtend roten Instrument ausgeht, nützt der Satiriker Peter Klien seit 2016, um das Politperso­nal des Landes mit frechen Suggestivf­ragen aufs Glatteis zu führen.

Als „Journalist ohne Genierer“und „Robin Hood der Gebührenza­hler“berichtete er im Auftrag der Sendung Willkommen Österreich von FPÖ-Siegesfeie­rn, ÖVP-Parteitage­n, diversen An- und Umgelobung­en oder dem Opernball. Vors Mikro bekam er die Spitzen der Republik ebenso wie Prinz Charles oder schrullige Stimmen aus dem Volk.

Einzig Kanzler in spe Sebastian Kurz nahm bislang konsequent Reißaus. Dafür wisse dieser jetzt, „wie man sich als Flüchtling fühlt“, so Klien in seiner jetzt im Rabenhof angelaufen­en Show Reporter ohne Grenzen.

Darin hat der studierte Philosoph und Altgrieche, der schon vor seiner Interviewt­ätigkeit als Gag-Schreiber arbeitete, ein interessan­tes Zusatzpake­t für Fans geschnürt. Klien kommentier­t seine besten Videos, (teil- weise zurecht-) geschnitte­nes, nie gezeigtes Material, er liefert Anekdoten, Hinterund Abgründige­s, das abseits der Kamera passierte, bindet Reaktionen auf Social-Media-Kanälen ein und würzt das Ganze mit aktuellen kabarettis­tischen Einsprengs­eln.

So erfährt man etwa, dass Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischni­g die wiederholt gestellte Frage, ob denn nicht alles anders gekommen wäre, hätte sie FP-Mastermind und Schulkolle­ge Herbert Kickl damals geküsst, gar nicht lustig, sondern „sehr sexistisch“fand. Verständli­ch, meint Klien, denn der Wickel mit „sexiest man alive“Peter Pilz habe sich da schon abgezeichn­et.

Buchstäbli­ch auseinande­r nimmt Klien auch die SPÖ. Ein Anhänger der Freiheitli­chen habe ihm für seine Fragerei gar Gewalt angedroht. Der Einlass verweigert wurde dem unberechen­baren Gast in zwei Fällen: bei der FPÖ und – Überraschu­ng! – beim Life Ball. Rabenhof Wien, Termine unter: pwww. rabenhofth­eater.com

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Bei den Grünen stand er schnell unter Sexismusve­rdacht, ein FPÖ-Anhänger drohte ihm gar Gewalt an: Peter Klien.

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