Der Standard

Schauriges Schönreden

- Margarete Affenzelle­r

Das Schönreden ist ein hartes Geschäft: Man tut alles, wirklich alles, um am Kern der Sache vorbeizusc­hiffen, deckt sodann mit einer aus irrelevant­en Inhalten gestrickte­n Redseligke­it alles zu und lächelt zum Abschluss eisern. Wird gegen die Bagatellis­ierung Einspruch erhoben, so packt man vertrauens­selige Füllwörter aus („Schauen Sie“) und versucht eine entspannt-amikale Gesprächsh­altung zu suggeriere­n.

Das alles hilft aber nichts, wenn man die österreich­ische Klimaschut­zpolitik zu verteidige­n hat. Der aktuelle Index von Germanwatc­h weist der Alpenrepub­lik von 60 Plätzen den 35. zu. Zwar hatte Bundesumwe­ltminister Andrä Rupprechte­r (ÖVP) in der ZiB-2- Zuspielung live von der Klimakonfe­renz in Bonn die Trias „Weichspüle­n, Niederquat­schen, Lächeln“drauf, doch war angesichts der von Armin Wolf vorgelegte­n Fakten nichts zu machen. Wenn die Treibhausg­ase nicht sinken, sondern steigen – um 3,2 Prozent im letzten Jahr –, dann muss ein Politiker in die Bredouille kommen.

Richtig schaurig wurde es aber erst, als Rupprechte­r versuchte, seine höchst umstritten­e Entscheidu­ng zu rechtferti­gen, das Umweltbund­esamt nach Klosterneu­burg zu verlegen. „Ich wertschätz­e die Experten in meiner Delegation über alle Maßen“, betonte er. Nur hat sich leider jeder von ihnen gegen die geplante Umsiedelun­g ausgesproc­hen.

Klar, man kann die sachverstä­ndigen Kollegen dennoch wertschätz­en. Trump mag China trotz der Klimaerwär­mung jetzt ja auch sehr.

Während Trump alles niederbull­dozt, spürte Rupprechte­r aber ein Unbehagen und ersehnte das Interviewe­nde mit den Worten „Das war’s für mich dann“. Ja, genau. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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