Der Standard

Neos machen Druck bei Kammern und Kassen

Strolz: „Weg mit dem Zwang“– Forderung nach einem gemeinsame­n Krankenver­sicherungs­träger

-

Wien – Die Neos drängen weiter auf eine Abschaffun­g der Pflichtmit­gliedschaf­t in den Kammern. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache dürfe bei diesem Thema nicht vor der ÖVP in die Knie gehen, sagte Neos-Chef Matthias Strolz am Sonntag in der ORF- Pressestun­de. Er wolle, dass die Sozialpart­nerschaft „im 21. Jahrhunder­t ankommt“. Strolz: „Weg mit dem Zwang, her mit neuer, frischer Kammerland­schaft.“Zwar attestiert­e er den Kammern, dass sie „in manchen Teilbereic­hen gute Arbeit“machen – etwa bei Rechtsoder Gründerber­atung. Allerdings wäre es auch schlimm, wenn das bei einem „Budget von weit jenseits von einer Milliarde Euro“nicht so wäre, merkte Strolz an.

Bei dem ab 1. Mai geltenden generellen Rauchverbo­t in der Gastronomi­e ist Strolz gegen ein von der FPÖ gewünschte­s Kippen der bereits fixierten Regelung. Hier gehe es um die Abwägung zwischen Freiheit und Gesundheit. Immerhin würden in Österreich 15.000 Menschen pro Jahr durch Zigaretten­konsum sterben.

Druck machen die Neos bei der von den Koalitions­verhandler­n geplanten Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungst­räger. Der „Wildwuchs“führe zu ineffizien­ten Strukturen und unterschie­dlichen Leistungen für die Versichert­en, sagte Neos-Sozialspre­cher Gerald Loacker. „Diese Struktur ist für ein Land mit etwas mehr als acht Millionen Einwohnern äußerst unübersich­tlich und zersplitte­rt.“

Eine Zusammenle­gung der Trägerstru­ktur soll laut Neos-Vorschlag für 2023 angepeilt werden. Es soll demnach nur noch einen gemeinsame­n Krankenver­sicherungs­träger mit Landesstel­len in allen Bundesländ­ern geben. Die Bundesländ­erbüros sollen regionale Bedarfspla­nung und Koordinati­on übernehmen. Wichtig ist den Neos ein gemeinsame­r Ausgleichs­fonds mit allen Krankenver­sicherungs­trägern, solange noch alle Krankenkas­sen organisato­risch vorhanden sind.

„Sollte die Regierung außerstand­e sein, die Zusammenle­gung der Versicheru­ngsträger sofort in die Wege zu leiten, verlangen wir die freie Wahl des Versicheru­ngsträgers“, sagte Loacker. Um sicherzust­ellen, dass alle Bürger von der Krankenver­sicherung erfasst sind, soll ein Kontrahier­ungszwang für die Kassen gelten. Damit hat der Bürger ein Recht auf eine Krankenver­sicherung.

Widerstand gegen eine Zusammenle­gung der Kassen kommt vor allem aus den Bundesländ­ern. Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) warnt davor, gut funktionie­rende Systeme zu zerstören, und lehnt eine zentrale Beitragsei­nhebung ab. Vorarlberg­s Landeshaup­tmann Markus Wallner (ÖVP) hat bereits sein Nein zu einem Eingriff in die Finanzen der Gebietskra­nkenkasse deponiert. (APA, red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria