„Danke Peter“– Köln entlässt Stöger und weint ihm nach
Nach vier höchst erfolgreichen Jahren und vier horriblen Monaten ist die Ära Peter Stöger beim deutschen Fußballbundesligisten 1. FC Köln beendet. Beim immer noch sieglosen Schlusslicht ist das Bedauern über den Verlust des Trainers spürbar.
Köln/Wien – Beim 1. FC Köln hatte schon am Samstagabend nach dem 2:2 bei Schalke 04 Abschiedsstimmung geherrscht. Trainer Peter Stöger schwenkte seine Kappe in Richtung Fans, herzte seinen Assistenten Manfred Schmied und wusste im Übrigen, was es geschlagen hatte.
Die Bestätigung folgte nach stundenlangen Sitzungen und Diskussionen erst Sonntagmittag. Nach 1634 Tagen ist die Ära Stöger bei den Geißböcken beendet, der weiter sieglose Tabellenletzte der deutschen Fußballbundesliga trennte sich nach vier äußerst erfolgreichen Jahren und vier beispiellos schlechten Monaten von seinem Trainer. Die Entscheidung stand seit Freitag fest.
„Wir haben in den vergangenen Tagen gespürt, dass unser gemeinsamer Weg zu Ende ist, und zwar unabhängig vom Resultat auf Schalke. Deshalb war es auch Peter wichtig, einen klaren Schnitt zu machen, bevor emotional und menschlich zu viel Negatives zurückbleibt“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle.
Ein neuer Anfang
Das Training leitete wenig später bereits der bisherige U19Coach Stefan Ruthenbeck, der bis zur Winterpause die Verantwortung übernehmen soll. Der 45-Jährige soll das Team auch im Europa-League-Spiel am Donnerstag bei Roter Stern Belgrad betreuen, in dem es noch um den Aufstieg in die K.-o.-Phase geht. Am Sonntag wartet dann das Kellerduell gegen Freiburg. Ein Gastspiel bei Rekordmeister Bayern und das Heimspiel gegen Wolfsburg beschließen die horrible Herbstsaison der Rheinländer. Als neuer Chef ist Markus Anfang (43) im Gespräch. Der ehemalige Mittel- feldspieler des FC Tirol (bzw. von Wacker Innsbruck) wurde vom Kölner Express ins Spiel gebracht. Anfang führte zuletzt Holstein Kiel in die Zweite Bundesliga und dort gleich an die Spitze.
Seit Freitag klar
„Am Freitag war klar, dass das Spiel auf Schalke unser letztes wird“, sagte Stöger selbst. „Um sich voll auf diese wichtige Partie fokussieren zu können, haben wir entschieden, dies erst am Sonntag zu kommunizieren.“
Bis zuletzt habe man gehofft, dass der Klub in der Konstellation mit Stöger, seinem Team und der Mannschaft den Klassenerhalt schaffen könnte, sagte Präsident Werner Spinner. „Leider ist diese Überzeugung jedoch trotz des positiven Resultats auf Schalke nicht mehr ausreichend vorhanden. Deshalb halten wir es in der aktuellen Situation für unabdingbar, auf der Trainerposition ein Signal zu setzen.“
Der ehemalige Köln-Star Lukas Podolski nützte in dieser Situation die neuen Twitter-Möglichkeiten fast voll aus. „Danke Peter! Für das, was du für den FC gemacht hast, die Stadt und die Menschen hier. Dank dir ist der FC endlich wieder international dabei. Für die Zukunft wünsche ich dir alles Gute. Köln wird dich immer im Herzen haben und nicht vergessen – da bin ich mir sicher“, zwitscherte der Weltmeister.
Nach dem Aufstieg 2014 hatte Stöger Köln erstmals seit 25 Jahren wieder in den Europacup geführt und mit seiner erfolgreichen Arbeit und seinem Auftreten die Herzen der Fans erobert. Weshalb er sich auch nach dem Absturz und nur drei Punkten aus 14 Spielen – der schlechtesten Ausbeute in der Bundesligageschichte – bei ihnen besonders bedankte. „Wie sie uns trotz allem getragen haben, war beeindruckend.“Dem 51-Jährigen half auch das beste Saisonspiel nicht mehr. Zweimal war seine Mannschaft durch Tore von Landmann Guido Burgstaller und Amine Harit in Rückstand geraten, zweimal hatte sie sich den Ausgleich durch Sehrou Guirassy erkämpft. „Wir haben alles reingeschmissen“, sagte Stöger – für ihn reichte es nicht. (sid, red)