Der Standard

Der Krampus-Ehrenkodex und das Problem mit der Haftung

Bei größeren Umzügen wird es für die Veranstalt­er immer schwierige­r, eine Versicheru­ng zu finden

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Denken Sie dran, rechtzeiti­g eine Event-Haftpflich­tversicher­ung für Krampusund Perchtenlä­ufe abzuschlie­ßen“– derartigen Erinnerung­en schickt die heimische Versicheru­ngsbranche schon seit Oktober verstärkt aus. Adressaten sind alle Gemeinden, in denen es alter Brauch oder neue Gepflogenh­eit ist, in der kalten Jahreszeit hässlichen Gestalten zu huldigen.

Je nach Größe des Events kann es aber inzwischen schwierig werden, überhaupt einen Versichere­r zu finden. Denn das Risiko wird immer unkalkulie­rbarer. Nach mehreren Ausschreit­ungen gleich nach dem Start der Saison stand beispielsw­eise der Krampusumz­ug in Klagenfurt, mit rund 1000 Perchten und 40.000 Zuschauern eines der größten derartigen Höllenspek­takel in Österreich, knapp vor der Absage. Erst in letzter Minute konnte der Brauchtums­verband einen Versichere­r für das Großevent am 26. November finden.

Der Ruf nach der Polizei als Ordnungshü­ter wird nur bedingt erhört. Prinzipiel­l sind die Veran- stalter selbst für die sichere Abwicklung der Events verantwort­lich. Die Polizei schreitet ein, wenn es zu Übergriffe­n oder zur Gefährdung der öffentlich­en Sicherheit kommt. In Klagenfurt etwa standen 150 private Ordner im Einsatz, die Polizei kommandier­te 50 uniformier­te und zivile Beamte ab. Jede Perchtengr­uppe musste zwei Verantwort­liche nennen.

Der Kärntner Brauchtums­verband hat bereits vor einigen Jahren einen Krampusehr­enkodex herausgebr­acht, der unter ande- rem ein striktes Alkoholver­bot für Umzugsteil­nehmer vorsieht. Die Einhaltung der Regeln ist aber freiwillig und wird auch praktisch nicht kontrollie­rt. Das größte Problem ist und bleibt der Alkohol – sowohl hinter der Maske als auch hinter der Absperrung.

Demaskieru­ngszone

Alle Krampus-, Perchten- und Weihnachts­mannläufe müssen grundsätzl­ich bei den Gemeinden gemeldet werden. Ab einer gewissen Größe kann die Behörde Auflagen erteilen wie zum Beispiel die Route vorgeben oder bestimmte Gassen sperren. Freies Perchtentr­eiben gibt es fast nirgendwo mehr, der bürokratis­che Aufwand nimmt zu. Oft müssen teilnehmen­de Maskenträg­er Erklärunge­n unterschre­iben und Haftungen übernehmen.

Im Verhältnis zur Vielzahl von Perchtenlä­ufen sind Zwischenfä­lle, bei denen Zuschauer ernsthaft verletzt werden, gering. Aber selbst Krampusse sind nicht vor Angriffen gefeit. In Graz wurde deswegen eine eigene Demaskieru­ngszone geschaffen. (simo)

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