Lufthansa zu Verzicht auf Landerechte bei Niki bereit
Deutsche übernehmen Niki ohne Flieger und Slots, sichern sich dafür aber den günstigen Kollektivvertrag
Frankfurt/Wien – Die Lufthansa erhofft sich durch den Verzicht auf Start- und Landerechte (Slots) grünes Licht der EU-Kommission für ihren Deal mit Air Berlin. „Wir haben sehr fair und transparent offengelegt, wie viele Slots wir bereit sind abzugeben“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Montag. „Wir übernehmen eine Niki quasi ohne Slots, wenn es dann zum Okay der Europäischen Kommission kommt.“Lufthansa befinde sich mit der Behörde in einem „sehr konstruktiven Dialog.“Ob das Unternehmen von Brüssel 20 Flugzeuge mehr oder weniger genehmigt bekomme, sei „nicht überzubewerten“. Natürliche arbeite Lufthansa auch an einem „Plan B“, wenn der Deal platze. Dann würde der Konzern das organische Wachstum noch mal um 20 Flugzeuge erhöhen.
Dass die Lufthansa bei Niki nicht zum Zug kommt, scheint unwahrscheinlich, jede andere Lösung wäre extrem schwierig, sagen Involvierte. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Lufthansa die Niki-Flieger mit einer Übergangsfinanzierung in der Luft hält. Für Wien bedeutet das, dass eine andere Airline die Niki-Slots übernehmen kann. Sollte Lufthansa die Destinationen weiter bedienen wollen, müsste sie zu einer anderen Zeit fliegen.
Warum sich Lufthansa quasi nur mit der Hülle von Niki zufrieden gibt: Niki hat – im Unterschied zur Lufthansa-Tochter Eurowings Europe in Österreich – einen extrem günstigen Kollektivvertrag. Allein schon deshalb lohnt sich für die Deutschen die Niki-Übernahme. Derzeit sind vier bis fünf Niki-Flieger in Wien stationiert.
Lufthansa bekam im Oktober von Air Berlin den Zuschlag für die Töchter Niki und LGW für rund 210 Mio. Euro. Die EUKommission beurteilt vor allem die Übernahme von Niki mit einer Flotte von rund 20 Flugzeugen skeptisch. Die Behörde hatte Ende der Vorwoche die Prüfung des AirBerlin-Deals bis kurz vor Weihnachten verlängert, nachdem die Lufthansa Zugeständnisse eingereicht hatte.
Grünes Licht von der EU-Kommission erhält aller Voraussicht nach Konkurrent Easyjet für den Kauf eines anderen Teils von Air Berlin. Die Transaktion werde aller Voraussicht nach ohne Auflagen freigegeben. Easyjet will hauptsächlich das Berlingeschäft der insolventen Fluggesellschaft übernehmen. Die Kommission wollte sich dazu nicht äußern, ihre Entscheidung wird bis zum 12. Dezember erwartet.
Lufthoheit über Berlin
Easyjet will mit dem Air-BerlinGeschäft zum größten Anbieter in der deutschen Hauptstadt werden und greift so auch die LufthansaTochter Eurowings an. Die Briten leasen im Rahmen des Anteilskaufs bis zu 25 A320-Flugzeuge und erwerben Slots. Rund 1000 Air-Berlin-Mitarbeiter wechseln ebenfalls zu Easyjet.
Schon vor dem Easyjet-Deal war sich Air Berlin mit der Lufthansa über den Kauf von mehreren Unternehmensteilen einig geworden. Die Techniksparte wie auch die Air-Berlin-Frachttochter Leisure Cargo fanden indes in einer Bietergemeinschaft der Berliner Zeitfracht-Gruppe mit der Wartungsfirma Nayak einen neuen Eigentümer. (Reuters, cr)