Einstinken ist kein Kulturgut
Leere Wirtshäuser, vernichtete Arbeitsplätze, das Ende der Kaffeehauskultur: Die Gegner des Rauchverbots in Lokalen, das im kommenden Mai in Kraft treten soll, sparen nicht mit düsteren Szenarien. Dabei reicht ein Blick in andere Länder, um die Schwarzmalerei als Panikmache zu entlarven. Oder gehen Franzosen oder Iren vielleicht nicht mehr in Bistros und Pubs, seitdem die Glimmstängel von dort verbannt wurden?
Handfester als die Horrorprognosen sind jene Zahlen, die Gesundheitsexperten liefern. In Österreich rauchen überdurchschnittlich viele Menschen, im Gegensatz zum Gros der westlichen Welt ist der Trend hierzulande auch nicht rückläufig. Kein Wunder, wenn Jugendliche in den Beisln und Bars allabendlich in Versuchung geführt werden. Und dass Nikotinsucht jährlich zu vielen Tausend Krebserkrankungen führt, wird abseits von Communitys, die auch Mondlandung und Erderwärmung für eine Propagandalüge halten, ja hoffentlich niemand bestreiten.
Stimmt, auch Alkohol ist ungesund. Doch wer sich ein Bier bestellt, lässt seinen Nachbarn erst einmal unbehelligt – ganz im Gegensatz zum Raucher. Die für größere Gaststätten bereits vorgeschriebene Trennung funktioniert oft nicht richtig, etwa weil Türen offen stehen; in kleinen Lokalen gibt es sie gar nicht. Andere Menschen einzustinken und zum Passivrauchen zu zwingen ist kein schützenswertes Kulturgut – sondern schlicht eine Zumutung.