Der Standard

KOPF DES TAGES

Selbstbewu­sster Haudrauf kriegt die große Bühne

- Birgit Baumann

Der Mann steckte schon in vielen Rollen. Einmal präsentier­te sich Markus Söder im Fasching als „Kini“– als König Ludwig II. also –, dann als Shrek, ein anderes Mal als Mahatma Gandhi. Auch Marilyn Monroe, Zauberer Gandalf und Paul Stanley, den Gitarriste­n der Rockband Kiss, gab der bayerische Finanzmini­ster bereits. Hauptsache schrill, Hauptsache auffallen.

Am Montag war ein neuer Söder zu besichtige­n: der demütige Novize. Ganz bescheiden trat er auf, beschwor die Einheit der CSU und freute sich gar nicht so unbändig über seinen neuen Job, wie man annehmen hätte können. Darauf hingearbei­tet hat er ja lange.

Der will mal Ministerpr­äsident werden, hieß es schon früh in der CSU über Söder. In Jugendjahr­en hatte er in seinem Zimmer unterm Dach ein riesiges Franz-Josef-Strauß-Foto über dem Bett hängen – was, wie er selbst erzählte, so manche Freundin verschreck­te.

Auch die schnellen Schritte nach oben zeigen, dass da einer an die Spitze wollte: Abgeordnet­er mit 27, Generalsek­retär mit 36, Minister mit 40. Er war im Kabinett Beckstein, im Kabinett Seehofer I und Seehofer II.

Natürlich hat es der heute 50-Jährige nie ausgesproc­hen, aber er sah sich stets als geborener Kronprinz von See- hofer. Das ältere Alphatier aber ließ das jüngere Alphatier warten – und Söder wusste die Zeit zu nutzen. Es gab kein Zeltfest, das er nicht mit seiner Anwesenhei­t adelte, er ist bayerische­r SelfieWelt­meister. Keine Bühne war Söder je zu klein. Zugute kam ihm dabei nicht nur der Job im Finanzress­ort, sondern vor allem jener als Leiter des Heimatmini­steriums.

Wer Söder für eine Talkshow bucht, bekommt stets eine lautstarke Meinung. „In Klassenzim­mer gehören Kruzifixe und keine Kopftücher“, sagt er. Und: „Eine deutsche Regierung muss auch mal an die eigenen Menschen denken.“Apropos: In die Bundespoli­tik drängte er selbst aber nie. Berlin interessie­rt den evangelisc­hen Franken aus Nürnberg auch – aber nur, um daheim in Bayern zu glänzen.

Dort wird ihm durchaus gute Arbeit als Finanzmini­ster attestiert. Polarisier­end ist seine Persönlich­keit. Die einen finden ihn zu laut und zu selbstbewu­sst. Das Söder-Lager hingegen meint, nur mit einem Haudrauf wie ihm könne die CSU 2018 die Absolute erhalten. Jedenfalls ist der vierfache Vater bestens vernetzt, und was die CSU zusammenhä­lt, hat er schon vor 20 Jahren erkannt: „Nichts integriert in der CSU so sehr, wie wenn’s gegen die CDU geht.“

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Foto: dpa/Gebert Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) wird Ministerpr­äsident.

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