Der Standard

Front gegen „die da oben“

- Conrad Seidl

Man muss kein Raucher sein, um das totale Rauchverbo­t in der Gastronomi­e abzulehnen. Man muss nur die Erfahrung gemacht haben, dass sich in den meisten Lokalen die kommunikat­iveren Menschen eben in den Raucherber­eichen aufhalten. Und man kann die Gastronome­n verstehen, die die Erfahrung gemacht haben, dass ebenjene kommunikat­iveren Menschen auch mehr konsumiere­n als Nichtrauch­er, die still ein Bier trinken und dann den Heimweg antreten.

Man weiß: Wo die totalen Rauchverbo­te gelten, sind die Gastroumsä­tze zurückgega­ngen. Global gesehen eh nicht viel – aber oft eben um jene paar Prozentpun­kte, die darüber entscheide­n, ob ein Lokal noch einen bescheiden­en Gewinn abwirft oder eben zusperren muss. Klar: Es gibt Betriebe, die längst allen Rauch verbannt haben und damit gut leben. Und es gibt andere, in denen die – zum Teil dorthin abgewander­ten – Raucher das Überleben sichern.

Das sind jene Wirte, die sich von ausufernde­r Bürokratie, von immer strenger werdenden Auflagen und schrumpfen­den Erträgen bedroht fühlen. Verständni­s finden sie bei ihren Gästen eher als bei den Politikern, die sich der Verbotskul­tur verschrieb­en haben. So entsteht eine politisch nicht ungefährli­che Front gegen „die da oben“. Es darf keinen wundern, wenn sich die FPÖ dieser Front anschließt. Sie kann sich nicht nur als deren Verteidige­rin inszeniere­n, sondern vor allem als Kämpferin gegen das Wirtesterb­en.

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