Der Standard

Koalitions­verhandler drücken auf die Tube

Bereits nächste Woche könnten Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache eine Einigung in den Koalitions­verhandlun­gen bekanntgeb­en. Sparen wollen die Politiker bei sich selbst: Im Parlament gibt es eine Einigung auf eine Nulllohnru­nde. Allerdings gehen ni

- Michael Völker

Wien – Der 20. Dezember ist der spätestmög­liche Termin, an dem die neue Koalitions­regierung aus ÖVP und FPÖ angelobt werden will. Die Verhandler auf beiden Seiten beteuern, schon früher fertig zu sein und mit der Regierungs­bildung sowie der medialen Aufarbeitu­ng derselben nicht in die Weihnachts­ferien geraten zu wollen. Das bedeutet, dass Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache bereits nächste Woche eine Einigung präsentier­en könnten. Danach müssen sie bei Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen antreten und ihm ihre Ministerli­ste unterbreit­en.

Van der Bellen wird jedenfalls ein bis zwei Tage Zeit brauchen, die Vorschläge für die Zusammense­tzung der künftigen Regierung zu prüfen. Er hat angekündig­t, mit all jenen Kandidaten, die er nicht oder nicht gut genug kennt, Gespräche führen zu wollen, ehe er seine Zustimmung gibt.

Eine Angelobung scheint daher frühestens am Freitag nächster Woche wahrschein­lich zu sein. In der Woche darauf, ab Montag, dem 18. Dezember, könnte es dann eine Sondersitz­ung des Parlaments geben, in der sich die Regierung vorstellt.

Die Koalitions­verhandlun­gen gehen jedenfalls zügig voran, in den meisten Themenbere­ichen gebe es bereits Einigkeit. Die heikelsten Punkte werden noch einmal diskutiert. Dazu zählen die Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungsa­nstalten, insbesonde­re der neun Gebietskra­nkenkassen, die Pflichtmit­gliedschaf­t in den Kammern, der Ausbau der direkten Demokratie, aber auch das von der FPÖ begehrte Aussetzen des geplanten Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e. Auch ein verbindlic­her Budget rahmen mitGe genf in anzierungs­mo dellen für die geplanten Ausgaben muss erst fixiert werden.

Dann geht es ans Eingemacht­e – an die Erstellung der Ministerli­ste. Täglich kursieren neue Listen mit möglichen Namen, und sie werden umgehend dementiert. Noch ist gar nicht klar, wie die künftige Kompetenzv­erteilung überhaupt ausschauen soll. Feststehen dürfte, dass es künftig kein eigenständ­iges Familienre­ssort mehr geben soll.

Sebastian Kurz will die EUAgenden ins Kanzleramt holen, ihn soll G er notBlümel als Kanzler amts minister unterstütz­en. Damit wäre im Außenamt der Weg frei für FPÖ-Kandidatin Karin Kneissl. Fraglich ist, ob sich Strache mit einem Ministeriu­m für Heimatschu­tz und Landesvert­eidigung zufriedeng­ibt oder auf das Innenminis­terium besteht. Norbert Hofer scheint als Infrastruk­turministe­r fix gesetzt, auf ÖVPSeite ist die derzeitige Nationalra­tspräsiden­tin Elisabeth Köstinger für mehrere Ressorts im Gespräch.

Endgültige Ministerli­ste

Welche Ressorts tatsächlic­h von der ÖVP und welche von der FPÖ besetzt werden, soll über das lange Wochenende verhandelt werden, erst nächste Woche soll die endgültige Ministerli­ste fixiert werden. Die muss schließlic­h noch Van der Bellens Zustimmung finden.

Während Strache in der FPÖ weitgehend freie Hand hat, muss Kurz seine Vorschläge noch mit den Landeschef­s abklären. Auf dem Papier hat zwar auch er freie Hand, in der Realpoliti­k muss der neue ÖVP-Chef aber darauf achten, dass der innerparte­iliche Widerstand nicht zu groß wird.

Kurz sorgte am Dienstag mit einem anderen Thema für Gesprächss­toff: Er schlägt eine Nulllohnru­nde für Politiker vor. Damit reagiert er auf den vom Rechnungsh­of ermittelte­n Anpassungs­faktor für Politikerg­ehälter, wonach die Bezüge 2018 um 1,5 Prozent steigen würden.

Die anderen im Parlament vertretene­n Parteien haben bereits ihre Unterstütz­ung zugesagt. Das gilt aber nicht für die Bundesländ­er: In Vorarlberg und Salzburg wird es schon Erhöhungen geben. Verzichten wollen dagegen Niederöste­rreich, Oberösterr­eich, vermutlich Tirol, aber auch das Burgenland, Kärnten und Wien.

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Heinz-Christian Strache und Sebastian Kurz machen Dampf auf den letzten Metern: Eine rasche Einigung soll her.

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