Der Standard

Der Glitzerbei­trag zur globalen Mikroplast­ikkrise

- Klaus Taschwer

New York / Wien – Irgendwie ist die ganze Sache explodiert – immerhin mit günstigen Folgen für die Umwelt. Am 16. November gab die neuseeländ­ische Forscherin Trisia Farrelly (Massey University) der britischen Zeitung Independen­t ein Interview, in dem sie herausstri­ch, dass Glitzer (etwa in Kosmetik) als Mikroplast­ik ein erhebliche­s Umweltrisi­ko darstelle.

Mit zwei Wochen Verspätung fand das Interview dann in den USA plötzlich große Resonanz: Selbst die New York Times berichtete darüber, und die New Yorker Daily News titelte, dass Wissenscha­fter sich um ein komplettes Glitzerver­bot bemühen würden.

Von den US-Medien zugespitzt landete die große neue Glitzerkri­tik dann auch in den heimischen Medien – ohne jene wissenscha­ftliche Studie, wie groß der Beitrag des Glitzers zum Mikroplast­ikaufkomme­n in den Meeren tatsächlic­h ist.

Laut dem britischen Meeresbiol­ogen Richard Thompson findet sich bereits in jedem dritten Fisch, der in Großbritan­nien gefangen wird, Mikroplast­ik. Glitzer war aber noch nicht darunter. Thomson hält ein entspreche­ndes Verbot ohne Studien auch für eher voreilig. Glitzer glänzt zwar und ist gut sichtbar, liefert aber wohl nur bescheiden­e Beiträge zur globalen Mikroplast­ikkrise.

Um diese für die Uno mittlerwei­le „planetare Bedrohung“zu bekämpfen, treffen sich dieser Tage Vertreter der Uno-Mitgliedsl­änder in Kenia. Dort soll heute eine Resolution beschlosse­n werden, wie man den Plastikmül­l möglichst rasch reduzieren kann.

Die USA haben sich bei der Tagung grundsätzl­ich gegen konkreten Zielvorgab­en ausgesproc­hen. Dort dürften täglich übrigens acht Billionen Plastikpar­tikel unter einem Millimeter Größe ins Wasser gelangen. Ein wenig Glitzer ist gewiss auch darunter. (tasch)

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