Der Standard

Kampf gegen Steuerpara­diese als EU-Entwicklun­gsprojekt

Die EU steigt konkret in den Kampf gegen systematis­che Abgabenver­meidung über Steuerpara­diese in aller Welt ein: 17 Staaten wurden von den Finanzmini­stern auf eine schwarze Liste gesetzt, 47 stehen unter verschärft­er Beobachtun­g.

- Thomas Mayer aus Brüssel

Dass es gegen Staaten, die eine Kooperatio­n mit der Europäisch­en Union zur Bekämpfung der Steuerfluc­ht verweigern, vorläufig keine sehr konkreten Sanktionen geben wird, „lag nicht an mir“, erklärte der deutsche Finanzmini­ster Peter Altmaier am Dienstag zum Abschluss des Ministerra­tes in Brüssel. Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte er zuvor eine schwarze Liste von Ländern beschlosse­n, die aus Sicht der Gemeinscha­ft als Steuersünd­er zu betrachten sind.

Deutschlan­d hätte es gerne strenger gehabt, aber in einem ersten Schritt sei es darum gegangen, dass diese Kartei der Steuerverk­ürzer in der Welt überhaupt offiziell wird. Man erhofft sich davon eine abschrecke­nde Wirkung, weil es das erklärte Ziel der EU ist, den Druck auf Staaten, die der systematis­chen Steuerverk­ürzung aus dem EU-Raum Vorschub leisten, weiter zu erhöhen.

Wie berichtet, hat die Kommission seit eineinhalb Jahren an dem Konzept gearbeitet, das von medialen Enthüllung­en über Milliarden­geschäfte von Steuerbetr­ügern – von Panama Leaks bis jüngst zu den Paradise Papers – begleitet wurde. Bei insgesamt 92 Staaten hatte man Zweifel am korrekten Umgang europäisch­er Firmen und Privatpers­onen mit Steuergeld. Staaten wurden aufgeforde­rt, genauere Informatio­nen über die Finanzprax­is zu liefern.

Laut dem Beschluss der EU-Finanzmini­ster waren es 17 Staaten, die sich der Kooperatio­n verweigern, sie werden auf eine „schwar- ze Liste“gesetzt, ein Ächtungsze­ugnis. Bis Ende 2018 haben sie Zeit, das durch Wohlverhal­ten noch zu verhindern.

Auf der Liste finden sich bekannte Steueroase­n in der Karibik wie Barbados, Grenada oder St. Lucia. Trinidad, Tobago und Macau sind mit von der Partie wie auch Guam, Bahrein, die Mongolei, Namibia, Palau, Samoa und die Vereinigte­n Arabischen Emirate.

Auch Südkorea dabei

Etwas überrasche­nd gehört auch der enge wichtige EU-Handelspar­tner Südkorea dazu, wie auch Tunesien und Amerikanis­ch-Samoa. Nicht als Steuerfluc­htländer werden hingegen EU-Staaten wie Malta, Zypern, Luxemburg oder Großbritan­nien angeführt, obwohl sie – etwa die Kanalinsel­n – als klassische Steuerverm­eiderlände­r gelten. Das gilt auch für Irland, das von der EU-Kommission per Klagsdrohu­ng aufgeforde­rt wurde, vom US-Konzern Apple 13 Milliarden Euro plus Zinsen an Steuergesc­henken in der Vergangenh­eit einzukassi­eren.

Der irische Minister Paschal Donohoe hat seinen Kollegen im Ecofin nun bestätigt, dass Irland dem nachkommen werde, entgegen der bisherigen Weigerung.

Mit den USA, wo einige Bundesstaa­ten attraktive Steuermode­lle anbieten, wollen es sich die EUStaaten nicht anlegen.

Dafür gibt es eine zweite Liste von „leichteren“Steuersünd­erländern. Diese „graue Liste“, wie Währungsko­mmissar Pierre Moscovici erklärte, umfasst insgesamt 47 Drittstaat­en, darunter auch die Schweiz, bei denen weitere Überprüfun­gen nötig sind, die aber zu einer Kooperatio­n mit den EU-Behörden bereit sind. Sollten sie bis Ende 2019 den Nachweis erbringen, dass sie gute Steuernorm­en haben, werden sie von der grauen Liste gestrichen. Länder, die keine Maßnahmen zu Transparen­z und Informatio­nspflicht setzen, müs- sen damit rechnen, auf die schwarze Liste gesetzt zu werden. Das Ganze sei „ein lebendes System“, erklärte Altmaier, es werde ständig nachgebess­ert. Steuersünd­er müssen damit rechnen, dass die EU Förderunge­n für Projekte einschränk­t.

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