Der Standard

Donald Trump hilft Infineon in Österreich

Halbleiter­hersteller blitzte bei US-Firma Wolfspeed ab, baut Know-how nun selbst auf

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Wien –850 Millionen Dollar wollte der deutsche Halbleiter produzent Infineon Anfang des Jahres für den amerikanis­chen Chipherste­ller Wolfspeed zahlen und so seine Expertise bei neuen Materialie­n wie Siliziumka­rbid und Galliumnit­rid stärken. Der Deal scheiterte, weil US-Behörden Sich er heitsbe denken hatten und Präsident Donald Trump diese noch ernster nimmt als sein Vorgänger Barack Obama. Jetzt profitiert Infineon Österreich davon.

Statt Know-how zuzukaufen, will sich Infineon das Spezialwis­sen nun selbst erarbeiten. Am Standort Villach, innerhalb der Infineon-Gruppe globales Kompetenz zentrum für neue Halbleiter­materialie­n, werden nun allein dafür 35 Millionen Euro investiert.

Das Geld soll in die Weiterentw­icklung der Halbleiter prozess- technologi­en, neue Fertigungs­anlagen und die Erweiterun­g bestehende­r Produktion­sinfrastru­ktur fließen. Allein in dem Bereich entstünden 30 zusätzlich­e Hightech-Arbeitsplä­tze, wie die Chefin von Infineon Österreich, Sabine Herlitschk­a, bei der Bilanzpräs­entation am Dienstag betonte. Die Förderpräm­ie sei mit ein Grund gewesen, warum die Investitio­nsentschei­dung innerhalb des Konzerns für Österreich gefallen sei, hatte Herlitschk­a zu einem früheren Zeitpunkt gesagt.

Wolfspeed hätte Infineon zum Beispiel beim Bau kleinerer, effiziente­rer Ladegeräte für Elektroaut­os helfen und so seine Position als Lieferant für die internatio­nale Autoindust­rie und den neuen Mobilfunks­tandard 5G stärken können. Statt mit einer einzigen Unterschri­ft unter einem Kaufver- trag will Infineon das nun schrittwei­se aus eigener Kraft schaffen.

In Summe sollen bei Infineon in Österreich noch viel mehr Hightech-Stellen entstehen, wobei der eigentlich­e Treiber die Digitalisi­erung und die dadurch ausgelöste starke Nachfrage nach energiespa­renden Halbleiter­n ist. In Villach entsteht bis Ende 2019 ein neuer Gebäudetra­kt, der 600 F&E-Mitarbeite­rn Platz bieten soll. Bis 2020 sollen in Villach zusätzlich 350 Jobs im Bereich F&E entstehen. An den Standorten Graz und Linz sind laut Herlitschk­a mittelfris­tig 290 bzw. 220 zusätzlich­e F&E-Arbeitsplä­tze geplant.

Infineon beschäftig­t in Österreich 3800 Mitarbeite­r. Der Umsatz stieg im Vorjahr um 38 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Der Gewinn (EGT) erhöhte sich um elf Prozent auf 176,5 Millionen. (stro)

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