Kinomeditation für Ameisen und Discofans
„Slow Down!“in der Kunsthalle Exnergasse
Wien – Kaum öffnet man die Tür, rattern die Projektoren. Das erste Laufbild weckt jedoch wenig Erinnerung ans Kino, eher an Clubbesuche. Peter Miller schickt in der Installation Phenadiscoscope die Filmprojektion über den Umweg einer Discokugel: Ein Mann tanzt hinter rotierenden Lichtpunkten und wirkt dabei wie eine Pop-Variante in James Bond- Intros.
Peter Millers Phenadiscoscope ist eine von neun Arbeiten, die in der Ausstellung Slow Down! Filmische Hinwendungen zur Reduktion in der Kunsthalle Exnergasse zu sehen sind. Reduktion sei schon durch das Material selbst vorgegeben, erklären Viktoria Schmid und Antoinette Zwirchmayr, zwei der Kuratorinnen. Alle Objekte sind Projektionen mit 16-mmFilm – Produktionsrückgang und Laborschließungen machen dieses kleinere Filmformat zur bedrohten (Kunst-)Art.
Umgekehrt schafft diese Entwicklung Zusammenhalt. In Österreich ist die Szene klein und lebendig, und wie sich an der Schau ablesen lässt, zeigt man sich nicht nostalgisch, sondern ironisch, verspielt und erfinderisch. Die Größen variieren: Johann Lurf hat ein Ameisenkino entworfen, die Projektionsfläche ist durch eine umgedrehte Optik nur winzige 6x4 Millimeter groß; Björn Kämmerer schickt auf Höhe des Gesimses einen Flieger auf Rundreise. Um einen Dialog geht es bei Sasha Pirker. Sie hat ein Polaroid beim Entwickeln gefilmt, wobei die Filmrolle fast gleich lange läuft, wie die Belichtung Zeit erfordert.
Räumlich opulente Arbeiten kommen von Zwirchmayr und Schubert selbst. Erstere hat Körperbilder auf sieben Projektoren verteilt, die belichteten Filme hängen, selbst sehr physisch, wie Seile im Raum. Bei Schubert wird ein Farbbild erst über drei Ebenen zu einem Ganzen zusammengesetzt. Das Plädoyer für die Entschleunigung ist in dieser stringenten Schau vielleicht auch so zu verstehen: Geloopte Laufbilder laden zu Meditationen über Seherfahrungen ein. Bis 16. 12.