Aktivisten fordern Modernisierung des Eherechts
Homosexuelle Initiative rät von derzeitiger Ehe ab
Wien – Die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ist ab dem 1. Jänner 2019 für die Homosexuelle Initiative (Hosi) vor allem von symbolischer Bedeutung. Angesichts der aktuellen Gesetzeslage rät Hosi-Wien-Generalsekretär Kurt Krickler im Gespräch mit dem STANDARD „eher“davon ab, das derzeitige „reaktionäre“Rechtsinstitut Ehe einzugehen. Jedenfalls solle man das Kleingedruckte lesen. Für ihn wäre die Ehe in ihrer derzeitigen Form eine Falle, in die dann auch gleichgeschlechtliche Paare tappen können. Lange Scheidungsverfahren sowie die Scheidung aus Verschulden seien etwa antiquierte Relikte, denen der „Mief“des 19. Jahrhunderts anhafte.
Moderne Rechtslage
Krickler fordert von der künftigen Regierung eine umfassende Reform des Eherechts oder die Beibehaltung der eingetragenen Partnerschaft als moderne Alternative, die auch für heterosexuelle Paare gelten sollte. Aber auch die eingetragene Partnerschaft soll reformiert werden: „Die Blockade der Trennung ist in der Ehe bis zu sechs Jahre und in der eingetragenen Partnerschaft bis zu drei Jahre möglich. Das ist uns immer noch zu lang.“Vorbildlich seien etwa skandinavische Länder, in denen die Scheidung rasch abgewickelt werden könnte.
Gefragt, ob er es für realistisch erachte, dass die neue Regierung tatsächlich das Eherecht überarbeitet, sagt Krickler: „Der saurere Apfel für die ÖVP ist, die eingetragene Partnerschaft für verschiedengeschlechtliche Paare zu öffnen.“Er könne sich vorstellen, dass die Volkspartei Angst vor einer alternativen Option für Heterosexuelle habe. „Es könnten sich mehr Menschen von der traditionellen Ehe abwenden und ein moderneres Rechtsinstitut wie die eingetragene Partnerschaft verstärkt in Anspruch nehmen“, sagt Krickler.
Eherecht ist auch Frauenfrage
„Natürliche Verbündete“sieht Krickler in der Frauenbewegung. Derzeit würden verheiratete Frauen mit zu geringem Erwerbseinkommen in Österreich durch das geltende Eherecht auch geschützt. Ein Beispiel dafür sei die Witwenpension, die Frauen erhalten, deren Ehemänner versterben. Eine Modernisierung des Eherechts brauchte demnach auch flankierende frauenpolitische Maßnahmen. (burg, mvu) pVideointerview mit Kurt Krickler:
derStandard.at/Panorama