Stoch vor Tourneesieg
Enttäuschung bei den Österreichern, Schock für die Deutschen: Richard Freitag hat nach einem Sturz beim BergiselSpringen, keine Chancen mehr auf den Tourneesieg. Den sollte Kamil Stoch in Bischofshofen heimfliegen.
Innsbruck – Eine gelungene Qualifikation macht noch keinen sportlichen Frühling. Auch im zweiten Weltcupbewerb des neuen Jahres lieferten die Österreicher ein schwaches Ergebnis ab, die Ohrfeige fiel aber weniger brutal aus, als zu Neujahr in Garmisch-Partenkirchen, wo Gregor Schlierenzauer als 19. der Beste war.
Wobei, für Schlierenzauer selbst war sie am Donnerstag im Dauerregen vor rund 17.000 Zusehern schallend genug. Der Stubaier verpasste wie acht der insgesamt elf Österreicher am Ablauf als 37. die Qualifikation für das Finale – ausgerechnet auf seiner Heimschanze. Vor zwei Jahren hatte ihn ein ähnliches Debakel am Bergisel (Rang 33) dazu bewogen, eine längere Auszeit vom Skispringen zu nehmen. Auch verletzungsbedingt sollte sie dann fast zwei Jahre dauern. Diesmal geht es sicher weiter für den Weltcupweltrekordsieger – schon am Samstag zum Tourneeabschluss in Bischofshofen.
Auf den freut sich Michael Hayböck, der nach Sätzen auf 123,5 und 122,5 Meter Zehnter werden konnte, während Stefan Kraft als 24. neuerlich enttäuschte. Hayböck, insgesamt nun 16., lobte seinen Formanstieg und tröstete seinen Freund: „Er hat zum ersten Mal seit einem Jahr Probleme, das kriegen wir wieder hin.“
Kraft ist ratlos, „woher das kommt. Ich fühle mich besser, als das, was dann herauskommt.“Coach Heinz Kuttin ortet beim Doppelweltmeister Ungeduld im Wettkampf, „da gehen ihm manchmal die Pferde durch. Er muss wieder ruhiger werden.“
Kaum zu beruhigen war Deutschlands Hoffnung auf den ersten Tourneesieg seit Sven Hannawalds Durchmarsch 2001/02. Richard Freitag, in dieser Saison mit zuletzt sieben Podestplätzen en suite die Konstanz in Person, stürzte nach einem Flug auf 130 Meter. Der Sachse war mit hinten gekreuzten Ski aufgekommen und musste in den nassen Schnee. Der Eigenfehler des 26-jährigen Weltcupführenden hätte vielleicht vermieden werden können. Bundestrainer Werner Schuster hatte schon am Vortag bemängelt, dass angesichts der wegen Dauerregens nicht optimalen Präparation des Auslaufes vom norwegischen Ablaufverantwortlichen Geir Steinar Löng schlicht zu weite Sprünge zugelassen würden. „Für die Gesundheit der Sportler wäre bei dieser Sicht, dem Regen und dem welligen Aufsprung eine defensivere Wettkampfführung angebracht gewesen.“Vor Freitags Versuch wollte der Österreicher allerdings nicht von sich aus verkürzen, da er wegen Rückenwindes eine schwächere Weite seines Schützlings befürchten musste.
Freitag ließ sich wegen starker Hüft- und Knieschmerzen lieber durchchecken, als das Finale zu bestreiten, das er trotz des Sturzes als 22. erreicht hatte. Damit war die Bahn für Kamil Stoch frei. Der Pole wackelte zwar bei ebenfalls 130 Metern, ging aber aufrecht als Führender in die Entscheidung und ließ sich da mit 128,5 Metern den Tagessieg nicht nehmen.
Der 30-Jährige aus Zakopane kommt als insgesamt zehnter Springer mit drei Erfolgen in Folge zum Abschluss nach Bischofshofen. Nur Hannawald verwertete bisher diese Auflage. Die Titelverteidigung sollte für den zweimalige Olympiasieger Formsache sein. Er liegt 64,5 Punkte vor dem nun zweitplatzierten Deutschen Andreas Wellinger.
Stoch bedauerte Pechvogel Freitag, schätzte sich glücklich über seine „gute Arbeit“und hob seinen österreichischen Chefcoach Stefan Horngacher auf den Schild: „Er bereitet uns wirklich immer optimal vor.“