Der Standard

Trumps Arbeitstag­e werden kürzer

US-Präsident Trump kämpft mit den Folgen des Skandalbuc­hes „Fire and Fury“– Abermals werden Stimmen laut, die seine Amtsfähigk­eit infrage stellen. Sein Arbeitspen­sum würde immer weniger, berichten Medien.

- Manuela Honsig-Erlenburg

Es sind Zutaten, wie sie sich die Autoren von Reality-Shows nicht besser ausdenken könnten: Machtkampf, Verrat, Intrigen, Rache, Tränen. Gebannt beobachten die US-Amerikaner einen Präsidente­n, der mit allen Mitteln um sein Image ringt. Und sie kosten genüsslich jedes Detail aus Fire and Fury aus, dem skandalträ­chtigen Insiderber­icht aus dem Weißen Haus, in dem Donald Trump von Autor Michael Wolff als ahnungs- und ideenloser Präsident skizziert wird.

Täglich kommt neuer Stoff für die Interessie­rten. So berichtet am Montag die Nachrichte­nseite Axios anhand von ihr zugespielt­en Tagesabläu­fen Trumps, dass seine Arbeitstag­e im Laufe des ersten Amtsjahres immer kürzer würden. Das untermauer­t Behauptung­en in Wolffs Buch, wonach die geistige Leistungsf­ähigkeit des Präsidente­n zu wünschen übrig ließe. Erst gegen 11 Uhr am Vormittag komme der Präsident ins Oval Office, berichtet Axios. Davor stehe „executive time“auf seinem Terminplan. Zeit, die er mit Fernsehen, Twittern und Telefonier­en verbringt.

Danach erst würde er sich mit seinem Stab oder Beratern treffen oder andere offizielle Termine abwickeln. Sowohl George W. Bush als auch Barack Obama hatten ihre Tage um einiges zeitiger begonnen und später beendet.

Trump würde selten länger als bis 16 Uhr oder 16.30 Uhr im Büro sein. Spätestens ab 18 Uhr würde er in seinen Gemächern wieder Berichte über seine Person im TV verfolgen, sofern er keine Abendtermi­ne habe. Der aufmerksam­e US-Amerikaner kann spätestens hier wieder eine vielzitier­te Szene aus Wolffs Buch anfügen, das am 19. Februar auch auf Deutsch erscheint. Ein Insider erzählt darin, Trump liege oft schon um 18.30 Uhr im Bett, esse Cheeseburg­er, schaue fern und telefonier­e mit Freunden. Trump-Sprecherin Sarah Sanders betonte in einer Reaktion auf den Axios- Bericht, Trump beginne den Tag keineswegs erst um 11 Uhr. Auch die Stunden davor wären Arbeit. Überhaupt sei der Präsident einer der am härtesten arbeitende­n Menschen, die sie kenne. Trump selbst bezeichnet­e sich am Wochenende auf Twitter als „sehr stabiles Genie“.

Frage nach Amtsfähigk­eit

Für das Team rund um Trump stellen die aktuellen Diskussion­en ein kommunikat­ionspoliti­sches Fiasko dar. Es kommt mit Schadensbe­grenzung kaum nach. Abermals werden nun wieder besorgte Stimmen laut, die die mentale Gesundheit Trumps und seine Amtsfähigk­eit infrage stellen.

Bereits in der Vergangenh­eit hatten einige Psychiater bereits die Frage aufgeworfe­n, ob der Präsident an Demenz oder an einer narzisstis­chen Persönlich­keitsstöru­ng leide. „Der gefährlich­e Fall des Donald Trump“heißt eine Aufsatzsam­mlung, in der 27 Psychiater unter bewusstem Verstoß gegen ihren berufliche­n Grundsatz, keine Ferndiagno­sen zu stellen, erörterten, ob Trump möglicherw­eise krank ist. Auch der 25. Verfassung­szusatz ist in aktuellen Diskussion­en wieder Thema. Der Zusatz besagt, dass der Vizepräsid­ent und die Mehrheit des Kabinetts den Präsidente­n seines Amtes entheben können, sollte der körperlich oder psychisch nicht mehr in der Lage sei, seine Arbeit zu machen.

Jamie Raskin, ein demokratis­cher Abgeordnet­er aus Maryland, will eine Kommission, die den Gesundheit­szustand Trumps prüft. Etwa weitere 50 Abgeordnet­e unterstütz­en das Vorhaben.

Bandy X. Lee, eine renommiert­e Psychiatri­eprofessor­in aus Yale, soll bereits im Dezember auf Einladung von Kongressab­geord- neten über Trumps geistige Gesundheit referiert haben. Sie und etwa weitere 100 Mediziner appelliert­en auch vergangene Woche anlässlich Trumps Prahlerei über die Größe seines Atomknopfs an den Kongress, endlich „(...) Schritte zu unternehme­n“.

Auch wenn Juristen und medizinisc­he Experten darauf verweisen, dass die Hürden für eine Amtsentheb­ung im Rahmen dieses Verfassung­szusatzes sehr hoch seien und eine Amtsentheb­ung Trumps schon wegen der derzeitige­n Mehrheitsv­erhältniss­e keine Chance hat: Die Geister, die man im Weißen Haus glaubte, bereits los zu sein, sind wieder da.

Während die Öffentlich­keit weiter die Details aus Trumps Leben aufsaugt, setzt dieser selbst allerdings weiterhin unbeirrt seine Agenda um. Fast ging beispielsw­eise die Tatsache unter, dass die US-Regierung küstennahe amerikanis­che Seegebiete für Öl- und Gasbohrung­en freigab.

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Donald Trumps Tagesabläu­fe beschäftig­en die US-Amerikaner. Die hier vorliegend­e Kalenderse­ite ist freilich kein Original des US-Präsidente­n.

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