Niki-Verkauf wackelt
Landgericht Berlin entscheidet für Insolvenzverfahren in Österreich – Niki will gegen Verlegung gerichtlich vorgehen
Die Fluglinie Niki muss Insolvenz in Österreich anmelden. Damit ist der Verkauf an IAG / British Airways vorerst auf Eis gelegt.
Berlin/Wien/Korneuburg – Ein Berliner Gericht bringt die Rettung des insolventen Billigfliegers Niki ins Trudeln. Das Landgericht Berlin hat am Montagnachmittag einer Beschwerde aus Österreich stattgegeben und festgestellt, dass das Insolvenzverfahren für die Air-Berlin-Tochter Niki an Österreich abzugeben ist. Niki habe seinen Sitz in Wien, ebenso wie die für die Fluglinie zuständige Aufsichtsbehörde. Es gab damit dem österreichischen Fluggastdienstleister Fairplane recht, der Beschwerde gegen die Entscheidung des Amtsgerichts Charlottenburg erhoben hatte, in der Berlin als Insolvenzort bestätigt worden war.
Sollte Niki selbst jetzt nicht gegen die Entscheidung Beschwerde beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe einlegen, müsste das Verfahren in einigen Wochen in Öster- reich von vorn beginnen – der ausgehandelte Verkauf von Niki an den britisch-spanischen Luftfahrtkonzern IAG (mit seiner Ferienfluggesellschaft Vueling) steht damit möglicherweise infrage. Sprecher von Niki und IAG wollten dazu nicht Stellung nehmen.
Fairplane verspricht sich von einem Konkursverfahren in Österreich – zuständig wäre das Landesgericht Korneuburg in Niederösterreich – bessere Chancen, Kundenforderungen von mehr als 1,2 Millionen Euro durchzusetzen. Das Amtsgericht in Berlin hatte für Berlin entschieden, weil das operative Geschäft und die Führung von Niki praktisch am Sitz der Konzernmutter Air Berlin angesiedelt gewesen seien.
Über das Hauptverfahren müsse nun das Landesgericht Korneuburg entscheiden, erklärte Fair- plane, die bereits im Dezember mit einem Insolvenzantrag abgeblitzt war. Bis zu einer abschließenden Entscheidung könnte das Insolvenzeröffnungsverfahren – bis dato ist es nur ein Vorverfahren – in Berlin zwar weiter betrie- ben werden, sagte eine Gerichtssprecherin. Insolvenzverwalter Lucas Flöther (er wickelt auch die Air-Berlin-Pleite ab) erklärte jedoch, das Insolvenzplanverfahren werde angesichts der Entscheidung gar nicht eröffnet.
Der vor Jahreswechsel ausverhandelte Verkauf von Niki-Unternehmensteilen an IAG hängt damit in der Luft. Denn eröffnet das Gericht in Korneuburg ein Insolvenzverfahren, müsste der Gläubigerausschuss den Verkauf an IAG neu verhandeln.
Stemmt sich die Niki-Geschäftsführung gegen einen Konkurstransfer nach Österreich und beschreitet den Instanzenzug, vergeht wertvolle Zeit. Denn das Landgericht Berlin hat die Berufung beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe zugelassen. Rechtskraft erlangt der Berliner Spruch erst nach Ablauf der zweiwöchigen Einspruchsfrist.
So lang liegt auch das Verkaufsverfahren auf Eis. Das Insolvenzverfahren kann nicht eröffnet werden. Laut STANDARD- Informationen plant Niki Beschwerde einzulegen. Mit dem Ergebnis aus Berlin hatten die Juristen der Airline nicht gerechnet. Sprecher von Niki und IAG wollten die Entscheidung nicht kommentieren.
Getrennte Verfahren von Air Berlin und Niki verhinderten einen Interessenkonflikt des Masseverwalters und eine mögliche Verkleinerung der Masse von Niki, sagt Fairplane. „Größter Schuldner von Niki ist Air Berlin.“
„Wenn das schiefgeht, sind die Slots weg, und Niki hat keinen Wert mehr“, warnt Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer. „Dann ist Lufthansa am Ziel.“(ung, gra, Reuters)