Der Standard

Blümel will knappes EU-Budget

Juncker warnt VP-Europamini­ster vor „Monsterdeb­atte“

- Thomas Mayer aus Brüssel

„Hier ist dein Haus in Brüssel, mit einem rot-weiß-roten Team“, begrüßte Österreich­s Botschafte­r bei der EU, Nikolaus Marschik, am Montag VP-Europamini­ster Gernot Blümel in Brüssel. Dieser war als erster Minister der türkis-blauen Regierung in die EU-Hauptstadt gekommen, um an einer Konferenz der EU-Kommission zum langfristi­gen EU-Finanzrahm­en ab 2020 teilzunehm­en.

Davor besuchte er die Ständige Vertretung Österreich­s, am Tag, als die neue Ministerie­nordnung in Kraft trat, er als Kanzleramt­sminister für Europa, Kultur und Regierungs­koordinati­on auch offiziell zum Schlüsselm­ann neben Kanzler Sebastian Kurz aufrückte.

Blümel erinnerte daran, dass er „vor fünfzehn Jahren das erste Mal in Brüssel war, als Praktikant“. Nun soll er die gesamte EU-Agenda koordinier­en, und den EU-Vorsitz ab 1. Juli. Dabei werden die Verhandlun­gen über den EU-Austritt Großbritan­niens zentrales Thema sein, erklärte der Minister vor Journalist­en. Er fügte hinzu, dass die Regierung bei den EUBudgetve­rhandlunge­n auf deutli- chen Einschnitt­en bestehen werde, um den Nettozahle­r Österreich zu entlasten: „Es kann nicht sein, dass die EU kleiner wird und wir mehr zahlen müssen“, lautet dafür die Formel von Blümel.

Auf den Einwand, dass die EU mit dem Brexit zwar kleiner werde, aber den zweitgrößt­en Nettozahle­r bzw. 13 Milliarden Euro pro Jahr im Budget verliere, wollte der Europamini­ster nicht eingehen: Die EU müsse strukturel­l sparen.

Oettinger für Kompromiss­e

Das sei nicht so einfach, erklärte bei der Budgetkonf­erenz Kommissar Günther Oettinger: Wenn man Außengrenz­en besser schützen, die Sicherheit erhöhen, große Forschungs­projekte finanziere­n will, müsste man die Einnahmena­usfälle ersetzen. Er rate daher: „Locker bleiben, offen bleiben für Kompromiss­e“. Deutlicher wurde Kommission­schef Jean-Claude Juncker: „Ich will keine Monsterdeb­atte zwischen Nettoempfä­ngern und Nettozahle­rn haben“, das würde Europas Stellung in der Welt schwächen. Zurzeit koste das gemeinsame Europa jeden Bürger „eine Tasse Kaffee am Tag. Das muss es uns wert sein.“

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