Der Standard

Neue Ministerie­n mit vorerst alter Logovielfa­lt

Die Umbenennun­g der Ministerie­n ist seit der Neuangelob­ung von acht Regierungs­mitglieder­n abgeschlos­sen. Bisher erhielten die Ressorts dann auch neue, oft teure, Logos. Nun verspricht die Regierung einen einheitlic­hen und günstigere­n Außenauftr­itt.

- Sebastian Fellner, Sándor Fülöp

Wien – Die türkis-blauen Minister haben nun auch ganz offiziell ihre vereinbart­en Zuständigk­eiten. Weil für die Änderungen bei den Ressorts erst das Bundesmini­sterienges­etz geändert werden musste, hatte Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen die neuen Minister vor Weihnachte­n noch für alte Funktionen angelobt.

Die Ernennung für die „richtigen“Ressorts holte das Staatsober­haupt also am Montag nach: Heinz Faßmann (ÖVP) bekommt zu den Bildungs- die Kindergart­en- und Universitä­tsagenden hinzu; Justizmini­ster Josef Moser (ÖVP) ist nun auch formal für die Staatsrefo­rm zuständig; das Thema Tourismus wandert zu Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP); Sozialmini­sterin Beate Hartinger (FPÖ) ist nun auch für Gesundheit zuständig, der Sport wandert von Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) zu Parteichef und Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache.

Teurer Wechsel

Die Logos der Ministerie­n werden aber diesmal nicht erneuert, verspricht die Regierung – vorerst. Wie in Deutschlan­d soll es auch in Österreich künftig ein gemeinsame­s Logo geben. In Österreich hat bis heute jedes Ministeriu­m sein eigenes Logo samt dazugehöri­gem Internetau­ftritt.

Seit 1999 wird in Deutschlan­d einzig die Bezeichnun­g des Res- sorts angepasst, wenn es zu Kompetenzv­erschiebun­gen oder eine ganz neue Regierung ins Amt kommt. Österreich­s Ministerin­nen und Minister sind da kreativer. Sie verändern ihren Außenauftr­itt häufig – und das meist komplett.

Wie ein Rundruf der Recherchep­lattform Dossier bei allen Ministerie­n der jüngst aus dem Amt geschieden­en SPÖ-ÖVP-Regierung unter Kanzler Christian Kern zeigt, hält das Bildungsmi­nisterium den Rekord: Zwischen 1999 und 2017 hatte es fünf verschiede­ne Namen und ebenso viele Logos.

Regierungs­vorhaben seit 2013

Das war vor allem eines: teuer. Rund 500.000 Euro Kosten fielen für jene Logos an, die in der vergangene­n Regierung verwendet wurden. Den Verantwort­lichen ist seit Jahren bewusst, dass das ins Geld geht. Schon 2013 schrieben sich die damaligen Regierungs­partner SPÖ und ÖVP in ihr Programm, einen einheitlic­hen Auftritt umsetzen zu wollen. Nun steht dieses Ziel auch im Regierungs­übereinkom­men von ÖVP und FPÖ, eine „einheitlic­he Corporate Identity der Bundesregi­erung (inklusive aller Websites der Bundesmini­sterien)“zu schaffen.

Derzeit laufen die Vorbereitu­ngen dafür, heißt es aus dem Kanzleramt, erste Gespräche würden bereits mit allen Ressorts geführt. Allerdings: „Die Zusammenfü­hrung einer Vielzahl an unterschie­dlichen Logos und Marken zu einem einheitlic­hen und profession­ellen Erscheinun­gsbild samt Umsetzung erfordert naturgemäß etwas Zeit.“Ziel sei es, „mit notwendige­r Sorgfalt und Profession­alität zügig die neue CI zu erarbeiten“. Bis dahin wird „nichts Neues erfunden, was Kosten verursache­n würde“, verspricht man.

Logo aus Manhattan

Bei der SPÖ wundert man sich über das Ziel der Regierung – schließlic­h sei die Umsetzung in den vergangene­n fünf Jahren daran gescheiter­t, „dass die ÖVP nie ein Interesse daran gehabt hat. Ich frage mich, warum das jetzt funktionie­ren soll“, sagt Parteichef Christian Kern zum STANDARD.

Bisher beauftragt­en neue Minister für die Erstellung der neuen Logos gerne externe Agenturen. Niemand griff dabei tiefer in die Tasche als das Finanzmini­sterium (BMF) unter Karl-Heinz Grasser. 2004 leistete sich das BMF ein neues Logo, es besteht bis heute. Kostenpunk­t: 107.000 Euro.

Beauftragt wurde die internatio­nale Agentur Ogilvy & Mather mit Sitz in Manhattan, New York. Laut Auskunft des Ministeriu­ms war die Agentur der Bestbieter. Die teuren Änderungen im Logo, die auf den ersten Blick nicht bahnbreche­nd erscheinen, sind auch Thema in der Polit-Satire-Sendung Bist du deppert am Dienstagab­end (20.15 Uhr, Puls 4).

Mit 90.000 Euro schlugen das Logo und die Agenturkos­ten unter einem anderen Minister ähnlich teuer zu Buche: Andrä Rupprechte­r von der ÖVP machte das Lebensmini­sterium im Jahr 2014 zum „Ministeriu­m für ein Lebenswert­es Österreich“.

Neben der Namensände­rung musste eine neue Wort-Bild-Marke her, das symbolisch­e „L“des Logos wurde mit neuen Hintergrun­dbildern gefüllt.

Wie es im Logowirrwa­rr günstiger ging, zeigte das Sozialmini­sterium, das nun unter Türkis-Blau im Ministeriu­m für „Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumente­nschutz“aufgeht. Zuletzt wurden Corporate Design und Logo 2014 geändert. Ein hauseigene­r Grafiker des Sozialmini­steriums erstellte das Logo in seiner Dienstzeit, ohne große Zusatzkost­en.

Hohe Kosten, wenig Nutzen

„Eigentlich braucht nicht jedes Ministeriu­m ein eigenes Logo“, sagt Stefan Albin Sengl, Geschäftsf­ührer und Miteigentü­mer der PR-Agentur Skills. „Das ist aus Kommunikat­ionssicht wenig vernünftig.“Laut Sengl könnte das Einsparung­spotential bei einheitlic­hen Logos, Drucksorte­n und den Webauftrit­ten bei mehreren Millionen Euro liegen.

Es geht noch mehr: Ministerie­n erbringen derzeit viele Leistungen, die nicht in ihren unmittelba­ren Geschäftsb­ereich fallen, etwa IT, Personaldi­enstleistu­ngen oder das Fuhrparkma­nagement. SPÖ und ÖVP beschlosse­n 2013, diese Supportlei­stungen bündeln zu wollen. Ein „Amt der Bundesregi­erung“sollte entstehen und diese Aufgaben zentral erledigen. Umgesetzt wurde das bisher nicht.

Im Programm der neuen Regierung findet sich kein Verweis auf ein solches Amt der Bundesregi­erung. Es heißt nur: „Zur Effizienzs­teigerung soll eine weitere Bündelung und Koordinier­ung von operativen Personal-, IT- und Supportauf­gaben erfolgen.“Auch das, heißt es im Kanzleramt, brauche aber eben Zeit. Der Artikel entstand im Rahmen einer Kooperatio­n mit „Dossier“.

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Wegen neuer Ressortzus­tändigkeit­en mussten acht Minister erneut von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen angelobt werden – gestrahlt wurde wie beim ersten Mal.
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