Neue Ministerien mit vorerst alter Logovielfalt
Die Umbenennung der Ministerien ist seit der Neuangelobung von acht Regierungsmitgliedern abgeschlossen. Bisher erhielten die Ressorts dann auch neue, oft teure, Logos. Nun verspricht die Regierung einen einheitlichen und günstigeren Außenauftritt.
Wien – Die türkis-blauen Minister haben nun auch ganz offiziell ihre vereinbarten Zuständigkeiten. Weil für die Änderungen bei den Ressorts erst das Bundesministeriengesetz geändert werden musste, hatte Bundespräsident Alexander Van der Bellen die neuen Minister vor Weihnachten noch für alte Funktionen angelobt.
Die Ernennung für die „richtigen“Ressorts holte das Staatsoberhaupt also am Montag nach: Heinz Faßmann (ÖVP) bekommt zu den Bildungs- die Kindergarten- und Universitätsagenden hinzu; Justizminister Josef Moser (ÖVP) ist nun auch formal für die Staatsreform zuständig; das Thema Tourismus wandert zu Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP); Sozialministerin Beate Hartinger (FPÖ) ist nun auch für Gesundheit zuständig, der Sport wandert von Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) zu Parteichef und Vizekanzler HeinzChristian Strache.
Teurer Wechsel
Die Logos der Ministerien werden aber diesmal nicht erneuert, verspricht die Regierung – vorerst. Wie in Deutschland soll es auch in Österreich künftig ein gemeinsames Logo geben. In Österreich hat bis heute jedes Ministerium sein eigenes Logo samt dazugehörigem Internetauftritt.
Seit 1999 wird in Deutschland einzig die Bezeichnung des Res- sorts angepasst, wenn es zu Kompetenzverschiebungen oder eine ganz neue Regierung ins Amt kommt. Österreichs Ministerinnen und Minister sind da kreativer. Sie verändern ihren Außenauftritt häufig – und das meist komplett.
Wie ein Rundruf der Rechercheplattform Dossier bei allen Ministerien der jüngst aus dem Amt geschiedenen SPÖ-ÖVP-Regierung unter Kanzler Christian Kern zeigt, hält das Bildungsministerium den Rekord: Zwischen 1999 und 2017 hatte es fünf verschiedene Namen und ebenso viele Logos.
Regierungsvorhaben seit 2013
Das war vor allem eines: teuer. Rund 500.000 Euro Kosten fielen für jene Logos an, die in der vergangenen Regierung verwendet wurden. Den Verantwortlichen ist seit Jahren bewusst, dass das ins Geld geht. Schon 2013 schrieben sich die damaligen Regierungspartner SPÖ und ÖVP in ihr Programm, einen einheitlichen Auftritt umsetzen zu wollen. Nun steht dieses Ziel auch im Regierungsübereinkommen von ÖVP und FPÖ, eine „einheitliche Corporate Identity der Bundesregierung (inklusive aller Websites der Bundesministerien)“zu schaffen.
Derzeit laufen die Vorbereitungen dafür, heißt es aus dem Kanzleramt, erste Gespräche würden bereits mit allen Ressorts geführt. Allerdings: „Die Zusammenführung einer Vielzahl an unterschiedlichen Logos und Marken zu einem einheitlichen und professionellen Erscheinungsbild samt Umsetzung erfordert naturgemäß etwas Zeit.“Ziel sei es, „mit notwendiger Sorgfalt und Professionalität zügig die neue CI zu erarbeiten“. Bis dahin wird „nichts Neues erfunden, was Kosten verursachen würde“, verspricht man.
Logo aus Manhattan
Bei der SPÖ wundert man sich über das Ziel der Regierung – schließlich sei die Umsetzung in den vergangenen fünf Jahren daran gescheitert, „dass die ÖVP nie ein Interesse daran gehabt hat. Ich frage mich, warum das jetzt funktionieren soll“, sagt Parteichef Christian Kern zum STANDARD.
Bisher beauftragten neue Minister für die Erstellung der neuen Logos gerne externe Agenturen. Niemand griff dabei tiefer in die Tasche als das Finanzministerium (BMF) unter Karl-Heinz Grasser. 2004 leistete sich das BMF ein neues Logo, es besteht bis heute. Kostenpunkt: 107.000 Euro.
Beauftragt wurde die internationale Agentur Ogilvy & Mather mit Sitz in Manhattan, New York. Laut Auskunft des Ministeriums war die Agentur der Bestbieter. Die teuren Änderungen im Logo, die auf den ersten Blick nicht bahnbrechend erscheinen, sind auch Thema in der Polit-Satire-Sendung Bist du deppert am Dienstagabend (20.15 Uhr, Puls 4).
Mit 90.000 Euro schlugen das Logo und die Agenturkosten unter einem anderen Minister ähnlich teuer zu Buche: Andrä Rupprechter von der ÖVP machte das Lebensministerium im Jahr 2014 zum „Ministerium für ein Lebenswertes Österreich“.
Neben der Namensänderung musste eine neue Wort-Bild-Marke her, das symbolische „L“des Logos wurde mit neuen Hintergrundbildern gefüllt.
Wie es im Logowirrwarr günstiger ging, zeigte das Sozialministerium, das nun unter Türkis-Blau im Ministerium für „Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz“aufgeht. Zuletzt wurden Corporate Design und Logo 2014 geändert. Ein hauseigener Grafiker des Sozialministeriums erstellte das Logo in seiner Dienstzeit, ohne große Zusatzkosten.
Hohe Kosten, wenig Nutzen
„Eigentlich braucht nicht jedes Ministerium ein eigenes Logo“, sagt Stefan Albin Sengl, Geschäftsführer und Miteigentümer der PR-Agentur Skills. „Das ist aus Kommunikationssicht wenig vernünftig.“Laut Sengl könnte das Einsparungspotential bei einheitlichen Logos, Drucksorten und den Webauftritten bei mehreren Millionen Euro liegen.
Es geht noch mehr: Ministerien erbringen derzeit viele Leistungen, die nicht in ihren unmittelbaren Geschäftsbereich fallen, etwa IT, Personaldienstleistungen oder das Fuhrparkmanagement. SPÖ und ÖVP beschlossen 2013, diese Supportleistungen bündeln zu wollen. Ein „Amt der Bundesregierung“sollte entstehen und diese Aufgaben zentral erledigen. Umgesetzt wurde das bisher nicht.
Im Programm der neuen Regierung findet sich kein Verweis auf ein solches Amt der Bundesregierung. Es heißt nur: „Zur Effizienzsteigerung soll eine weitere Bündelung und Koordinierung von operativen Personal-, IT- und Supportaufgaben erfolgen.“Auch das, heißt es im Kanzleramt, brauche aber eben Zeit. Der Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit „Dossier“.