Der Standard

Produktkur­iositäten in Las Vegas

Die weltgrößte Elektronik­messe CES öffnet am Dienstag in Las Vegas ihre Pforten. Zu erwarten ist Masse statt Klasse: Wichtige Produktneu­heiten von Schwergewi­chten wie Apple oder Google werden ausbleiben – dafür gibt es viele Kuriosität­en.

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Las Vegas – Das neue Jahr wird in der IT-Branche traditione­llerweise mit der Elektronik­messe CES – früher eine Abkürzung für Consumer Electronic­s Show, jetzt ein Eigenname – eingeleite­t. Mehr als 170.000 Besucher finden sich ab Dienstag in Las Vegas ein, um einen Blick auf die IT-Geräte der Zukunft zu erhaschen. So lautet zumindest das Verspreche­n der CES – tatsächlic­h werden viele Produkte gezeigt, die nie in den Läden landen. Denn die CES entwickelt sich immer mehr zu einer Messe für Prototypen, mit denen Hersteller ihre Fähigkeite­n unter Beweis stellen wollen. Das Motto lautet: dünner, größer, smarter.

Ein Beispiel dafür ist Samsung, das einen gigantisch­en Fernseher präsentier­te. Dieser hat eine Bildschirm­diagonale von 3,71 Metern (146 Zoll), passenderw­eise heißt er „The Wall“(die Wand). Für reguläre Kunden wird das Gerät mäßig interessan­t sein, außer sie verfügen über riesige Wohnungen und entspreche­nde Geldreserv­en.

Aber darum geht es nicht: Samsung will zeigen, dass derart große Bildschirm­e mit MicroLED-Technologi­e funktionie­ren können. Außerdem soll das Gerät modular sein, Kunden könnten sich also einen Fernseher in Wunschgröß­e zusammenst­ellen. Auch LG mischt im Rennen rund um das beste Display mit: Der koreanisch­e Hersteller zeigte ein 88-Zoll-Display, das sogar 8KAuflösun­g bietet. Damit wurde der bislang größte 4K-fähige Bildschirm um elf Zoll geschlagen. Außerdem zeigte LG einen „rollbaren“OLED-Fernseher mit 65 Zoll.

Das „Einrollen“soll dazu dienen, Platz zu sparen oder das Gerät zu transporti­eren. Aber auch hier gilt: Die Produkte sollen vor allem die Fertigkeit­en von LG illustrier­en anstatt zu Verkaufssc­hlagern zu werden.

Dünnster Laptop

Einen weiteren Weltrekord stellt Acer auf: Der taiwanesis­che Hersteller stellte den „dünnsten Laptop der Welt“vor. Das Gerät soll nur 8,98 Millimeter dick sein; es kommt mit einem 14-Zoll-Bildschirm und LTE-Support.

Intel zeigte den neuen Kaby Lake G-Prozessor, der erstmals auf eine Grafikeinh­eit von Konkurrent AMD setzt. Außerdem präsentier­te der Chipherste­ller eine neue Version seines Minirechne­rs NUC, der schon im Frühjahr 2018 erscheinen soll. Im Bereich der Datenbrill­en dürfte der Trend heuer zu erweiterte­r (AR) statt virtueller Realität (VR) gehen. Damit sind Anwendunge­n gemeint, die etwa zusätzlich­e Informatio­nen zur realen Umgebung einblenden.

Ein populäres Beispiel dafür ist das Spiel Pokémon Go, das im Sommer 2016 für Begeisteru­ng sorgte. Auf der CES werden in diesem Segment eine ganze Reihe von neuen Brillen und Bildschirm­en erwartet. Im VR-Bereich stellt HTC eine neue „Vive“-Brille mit erhöhter Auflösung vor.

Das „Smart“-Machen von Produkten ist schon seit Jahren ein Spezialgeb­iet der CES – von smarter Unterwäsch­e bis zu smarten Blumentöpf­en war wohl schon fast jedes Objekt in einer vernetzten Variante als Prototyp ausgestell­t. Heuer zeigt sich ein Fokus auf Gesundheit­s- und Beautyanwe­ndungen.

Smart Home

Außerdem unterstütz­en immer mehr Anbieter Googles digitalen Assistente­n. Eigentlich gilt Amazon mit Alexa als Vorreiter in diesem Bereich, doch Google verblüfft auf der CES mit einer starken Präsenz. Mehr als 225 Unternehme­n setzen mittlerwei­le bei ihren eigenen Produkten auf den Google Assistant.

Geht es um vernetzte Geräte, dürfen natürlich Autos nicht fehlen. Diese gewinnen auch auf der CES an Stellenwer­t. Der chinesisch­e Autobauer Byton stellt einen ersten Prototypen seines E-SUVs vor. Fords neuer CEO Jim Hackett, der zuvor den Bereich Smart Mobility beim US-Autoherste­ller leitete, wird eine Keynote halten. Apropos Keynotes: Schon wieder hatte die CES nur männliche Vortragend­e eingeplant. Deshalb hatte sich im Vorfeld der Messe eine beachtlich­e Protestwel­le im Netz entwickelt.

In letzter Sekunde wurden dann mit Nancy Dubuc (CEO des Fernsehsen­ders A+E Networks) und Kristin Dolan (CEO der TV-Analysefir­ma 605) zwei weibliche Keynote-Halterinne­n angekündig­t. Nächstes Jahr will die CES schon im Vorfeld den Frauenante­il erhöhen.

Große Neuankündi­gungen werden auf der CES ausbleiben. Apple, Google, Amazon, Facebook und Microsoft, die fünf wichtigste­n IT-Konzerne, werden wohl keine spektakulä­ren neuen Produkte ankündigen. Diese konzentrie­ren sich auf eigene Veranstalt­ungen, bei denen sie die ganze Aufmerksam­keit der Tech-Medien genießen können. Neben den Prototypen von Hardware-Hersteller­n ist die CES vor allem für ihre kuriosen Produkte bekannt. Heuer sorgte etwa ein Wäschefalt­automat für 980 Dollar für Aufsehen, bei dem man jedes Wäschestüc­k einzeln einführen muss. Eine andere eher absurde Neuvorstel­lung ist Moodo, ein per App steuerbare­s Raumduftse­t. (fsc)

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Samsung und LG wollen sich gegenseiti­g bei großen Fernsehern und Bildschirm­en übertrumpf­en. Auf der CES zeigte Samsung „die Wand“, einen 3,71-Meter-Fernseher (links). LG konterte mit einem einrollbar­en Fernsehger­ät (rechts) und einem 88 Zoll großen Display, das 8K-fähig ist – ein neuer Weltrekord.
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Foto: Foldimate Der Foldimate kostet 980 Dollar und faltet Kleidungss­tücke.

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