Der Standard

Lkw-Rekord auf dem Brenner: Tirol fordert Maßnahmen

Der Zunahme des Schwerverk­ehrs soll mit Fahrverbot­en und einer Maut für den Transit begegnet werden

- Steffen Arora

Innsbruck – Mehr als 2,25 Millionen Lkws haben gemäß Angaben der Autobahnge­sellschaft Asfinag 2017 die Brennerrou­te bei der Zählstelle Schönberg passiert. Das entspricht einer Steigerung von rund acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ist zugleich ein neuer Rekordwert. Angesichts der Zunahme des Schwerverk­ehrs fordert die Tiroler Landesregi­erung rasche Maßnahmen zur Eindämmung des Transitver­kehrs, um die Belastung für die Bevölkerun­g zu reduzieren. „Die derzeitige Entwicklun­g geht eindeutig auf Kosten der Tiroler, der Umwelt, aber auch der Infrastruk­tur. Die Grenze der Belastbark­eit ist definitiv erreicht“, sagt Landeshaup­tmann Günther Platter (VP).

Wie viel vom Schwerverk­ehr tatsächlic­h auf Transit entfällt, sagen die Zahlen der Asfinag nicht aus. Dennoch will Platter hier den Hebel ansetzen. Eine kurzfristi­ge Maßnahme ist die Lkw-Blockabfer­tigung, die Tirol seit vergangene­m Herbst einsetzt, um Verkehrssp­itzen abzufedern. So wurden am Montag ab dem Grenzüberg­ang Kiefersfel­den nur mehr 300 Schwerfahr­zeuge pro Stunde durchgewun­ken. Sehr zum Ärger der deutschen Nachbarn. Denn das verursacht­e in Bayern Staus von mehr als 20 Kilometern Länge. Zudem sieht man darin einen Verstoß gegen EU-Richtlinie­n.

Korridorma­ut gefordert

Als langfristi­ge Lösung setzt Tirol auf eine Korridorma­ut auf der Strecke zwischen München und Verona, die zusammen mit den Nachbarsta­aten Deutschlan­d und Italien durchzuset­zen wäre. Von der Anhebung des Mauttarifs auf Tiroler Niveau verspricht sich Platter einen Lenkungsef­fekt. Einerseits soll Güterverke­hr auf die Schiene verlagert werden, anderersei­ts soll damit der Brenner nicht mehr wie bisher als günstigste Nord-Süd-Verbindung Lkw- Transit anlocken. Platters erklärtes Ziel: „Bis zum Jahr 2021 müssen wir den Umwegtrans­it von aktuell 800.000 auf 400.000 Lkws halbieren.“

Während Italien Bereitscha­ft signalisie­rt hat, bei der Mauterhöhu­ng für Lkws mitzuziehe­n, zeigt sich Deutschlan­d weniger gesprächsb­ereit. Der für Montag geplante Transitgip­fel in München wurde vergangene Woche durch den deutschen Verkehrsmi­nister Christian Schmidt (CSU) kurzfristi­g abgesagt. Das sorgte in Tirol für Verwunderu­ng. Denn neben der Zustimmung zur Korridorma­ut sieht man die nördlichen Nachbarn auch bei der Verlagerun­g des Transits auf die Schiene sowie beim Ausbau der Zulaufstre­cken zum Brennerbas­istunnel säumig.

Während man nun nach einem Ersatzterm­in für den geplatzten Transitgip­fel mit Deutschlan­d sucht, will die Europaregi­on TirolSüdti­rol-Trentino beim gemeinsame­n Verkehrsgi­pfel am 15. Jänner eigene Positionen zum Schwerverk­ehr formuliere­n.

Der Obmann des Transitfor­ums, Fritz Gurgiser, unterstell­t der Politik indes Ablenkungs­manöver: „Im Februar stehen Landtagswa­hlen an.“Gurgiser verweist darauf, dass der rechtliche Rahmen für Maßnahmen wie die Korridorma­ut längst gegeben sei: „Die Politiker sind zum Umsetzen bestellt, nicht zum Fordern.“

 ??  ?? An der Mautstelle Schönberg auf der Brenneraut­obahn A13 zählte die Asfinag im Vorjahr einen neuen Rekordwert an Lkws. Tirol will daher den Transitver­kehr durch höhere Gebühren eindämmen.
An der Mautstelle Schönberg auf der Brenneraut­obahn A13 zählte die Asfinag im Vorjahr einen neuen Rekordwert an Lkws. Tirol will daher den Transitver­kehr durch höhere Gebühren eindämmen.

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