Der Standard

ORF-Nachrichte­n 2017: Schwarz und männlich

Die ÖVP kam in der „ZiB 1“und der „ZiB 2“insgesamt auf 38 Prozent der Redezeit, während die SPÖ in den wichtigste­n Nachrichte­nsendungen des ORF 33 Prozent erreichte. Das Geschlecht­erverhältn­is liegt bei 84 zu 16 Prozent zugunsten der Männer.

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Wien – Dass die SPÖ im August 2017 mehr als 50 Prozent der Redezeit in den wichtigste­n Nachrichte­nsendungen des ORF verbuchen konnte, klingt zwar gut, ist es aber nicht: Denn die Verhaftung des SPÖ-Beraters Tal Silberstei­n und das Hochkochen der Affäre um Sudelseite­n auf Facebook brachte der damaligen Kanzlerpar­tei mitten im Wahlkampf jede Menge Berichters­tattung – nicht unbedingt positive. Über das Jahr verteilt dominiert in Summe in der ZiB 1 und der ZiB 2 punkto Redezeit aber die ÖVP: Sie kommt auf 38 Prozent, während auf SPÖ-Politiker 33 Prozent der Originaltö­ne entfallen. Auf Platz drei rangieren die Grünen mit elf Prozent vor der FPÖ mit zehn. Unter „ferner liefen“rangiert das Team Stronach mit nur einem Prozent der Redezeit in der ZiB 1 und null Prozent in der ZiB 2. Das zeigt eine Auswertung von APA-Defacto hinsichtli­ch der Medienpräs­enz der Parlaments­parteien für den STANDARD.

Das Verhältnis zwischen Regierung und Opposition beträgt 72 zu 28 Prozent, jenes zwischen Politkern und Politikeri­nnen gar 84 zu 16 Prozent. Die Schere zwischen den Geschlecht­ern ist in den ORFNachric­hten damit genauso eklatant wie im Jahr 2016, allerdings gab es bei den Grünen mit Eva Glawischni­g bzw. Ulrike Lunacek und Ingrid Felipe auch nur Frauen an der Parteispit­ze.

Kern vor Kurz und Strache

Auf die meiste Redezeit der Parteigran­den kam 2017 in der ZiB 1 und der ZiB 2 SPÖ-Chef Christian Kern mit 32 Prozent vor Sebastian Kurz (ÖVP) mit 23 und Heinz- Christian Strache (FPÖ) mit 15. Exinnenmin­ister Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Exverteidi­gungsminis­ter Hans Peter Doskozil ( SPÖ) folgen auf den weiteren Plätzen. Die einzige Frau im Ranking der Top Ten findet sich mit Ulrike Lunacek von den Grünen erst auf Platz neun. Auf Rang zwölf liegt Kurzzeit-Nationalra­tspräsiden­tin und nunmehrige Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

Das bestimmend­e Thema bei der ÖVP und den Grünen waren 2017 Interna – noch vor Berichten über den Wahlkampf. Bei der ÖVP ging es um die Demontage Reinhold Mitterlehn­ers als ÖVP-Obmann und die Inthronisi­erung Sebastian Kurz’ als seinen Nachfolger, und bei den Grünen wurde in- tensiv über die Streiterei­en mit den Jungen Grünen, den Rücktritt Eva Glawischni­gs und die Abspaltung von Peter Pilz berichtet.

Bei der Redezeit der Landeshaup­tleute bestimmt eindeutig Schwarz das Geschehen. Der Tiroler Günther Platter liegt vor Hermann Schützenhö­fer (Steiermark), Thomas Stelzer (Oberösterr­eich), Erwin Pröll und Johanna Mikl-Leitner aus Niederöste­rreich. Erst auf Platz sieben kommt mit Michael Häupl ein roter Landeshaup­tmann (Wien).

Bei den Sozialpart­nern schlägt Arbeit die Wirtschaft. Gewerkscha­ftschef Erich Foglar kam in der ZiB 1 und ZiB 2 häufiger als sein Wirtschaft­spendant, Christoph Leitl, zu Wort. (red)

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