Verschluckbare Kapsel misst Gasentwicklung im Darm
Kleines Messgerät sorgte bereits für neue Erkenntnisse
Melbourne/Wien – Rund ein Fünftel der Weltbevölkerung leidet unter Verdauungsproblemen, insbesondere in der westlichen Welt ist die Tendenz stark steigend. Doch das Wissen um die individuellen Unverträglichkeiten ist oft enden wollend. Einschlägige Untersuchungen sind oft mit Unsicherheiten behaftet. Das liegt nicht zuletzt daran, dass man erstaunlich wenig darüber weiß, wie die Wechselwirkung zwischen Nahrung und Mikroben die Zusammensetzung des Speisebreis in unseren Eingeweiden beeinflusst.
Doch nun könnte ein innovatives Messgerät Licht ins chemische Dunkel unserer Gedärme bringen: Australische Forscher um Kourosh Kalantar-zadeh (RMIT University in Melbourne) haben eine verschluckbare Kapsel von der Größe einer Vitaminpille entwickelt, die während ihres Durchgangs durch Magen und Darm die Konzentration der Umgebungsga- se – konkret: Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlendioxid – misst und die Daten alle fünf Minuten an einen Empfänger schickt.
Für eine Pilotstudie im Fachblatt Nature Electronics experimentierten sechs Freiwillige mit Diäten, die unterschiedlich hohe Ballaststoffanteile aufwiesen. Die Messkapsel zeigte nicht nur die sich ändernden Fermentationsgrade im Darm und die Geschwindigkeit des Nahrungstransfers durch den Körper an.
Sie lieferte auch zwei neue Erkenntnisse: Die Forscher konnten zeigen, dass der Magen oxidierende Chemikalien abgibt, um Fremdkörper im Darm zu bekämpfen. Und allem Anschein nach gibt es im Darm Sauerstoff, was bisher unbekannt war. Die Forscher sind optimistisch, dass die Messergebnisse der Kapsel helfen könnten, Verdauungsprobleme zu bestimmen und gesündere Nahrungsmittel zu entwickeln. (tasch)