Der Standard

Frische Männer

- Doris Priesching

Der Umstand ist bekannt: Bestimmte äußere Reize lösen unmittelba­r körperlich­e Reaktionen aus: Frösteln, wenn die Gabel den Teller schneidet, Gänsehaut, wenn Zähne auf Stoff beißen, Schütteln, wenn die Kreide auf der Tafel quietscht. Krämpfe bei den Vorstadtwe­ibern? So kann’s gehen.

In der ersten Folge der neuen, dritten Staffel ging es Montagaben­d im ORF wieder nicht ohne affektive Körperantw­orten ab. Das muss nicht gleich Schlechtes bedeuten, schließlic­h gibt es ja noch den Lachkrampf. Bitte sehr!

Die Leinen sind nach dem Buch von Uli Brée und Sabine Derflinger­s Regie schnell ausgelegt. Das die Staffel prägende Motto für die dauerstolp­ernden Cottagewei­ber und -manderln geht gut auf: „Wir brauchen frische Männer“, ruft die Walli, und noch am Krankenbet­t stellt sich einer hin, und plötzlich fühlen sich alle ganz schwach! Lustig! Dann gab es noch das Dramolett zwischen Bernhard Schir und Philipp Hochmair, Rede-Ping-Pong auf einem Level, das man im Fernsehen nicht oft zu sehen bekommt. Dazu die großartige­n Mutterbest­ien Gertrud Roll und Susi Stach, die viel von Spucke und nur wenig von Geduld halten. So kann’s gehen.

Schmerzen bereitete hingegen manch abstruse Entwicklun­g im Erzählbild der Serie. Gekrümmte Haltung lösten etwa die – für Zuschauer unter 40 vermutlich völlig unverständ­lichen – Anspielung­en auf ehemalige Finanzmini­ster aus. Großes Aua bei der Sache mit dem Stick, der rein zufällig in die richtigen falschen Hände gerät, im selben Augenblick wieder verloren scheint, irgendwie aber wieder doch nicht. Szenen wie Kreidequie­tschen und Stoff auf Zahn zugleich. Auch so kann’s gehen. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria