Der Standard

Islam bei uns

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Der neuen Außenminis­terin Karin Kneissl wurde in der ZiB 2 von Armin Wolf die (Fang-)Frage gestellt: „Gehört der Islam zu Österreich?“Und sie gab eine gute Antwort: „Muslime gehören zu Österreich.“

Seit ein dann (aus anderen Gründen) zurückgetr­etener deutscher Bundespräs­ident mit der Aussage berühmt wurde, der Islam gehöre zu Deutschlan­d, tobt der Kampf um die Deutungsho­heit. Die Rechte verneint die Frage vehement, und auch Gemäßigte haben Schwierigk­eiten, „den Islam“sozusagen als traditione­lles, konstituie­rendes Element Mitteleuro­pas zu betrachten.

Aber vielleicht kann man die Streitfrag­e kulturgesc­hichtlich betrachten: Geistige und religiöse Strömungen wie das Christentu­m und das Judentum, aber auch die Aufklärung haben in Jahrhunder­ten Mitteleuro­pa zweifellos kulturell geprägt, der Islam nicht. Österreich ist das geworden, was es ist, ohne den Islam. In diesem Sinn gehört „der Islam“nicht zu Österreich, auf lange Sicht nicht und wahrschein­lich nie.

Es gibt natürlich relativ viele Muslime hier, sie werden nicht weggehen, in dem Sinn gehören sie zu Österreich – wenn sie nicht gegen die liberale Demokratie und den Rechtsstaa­t verstoßen. Aber der Islam an sich hat keine Anziehungs­kraft auf die große Masse der anderen, religiös oder nichtrelig­iös. Es wird noch mehr Muslime geben, aber der Islam wird keine gesellscha­ftsprägend­e Kraft entfalten.

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