Der Standard

ZITAT DES TAGES

Dass er die Landeshaup­tfrau als „Moslem-Mama“bezeichnet hat, sei okay gewesen, sagt Udo Landbauer, FPÖ-Spitzenkan­didat in Niederöste­rreich. Nächstenli­ebe sei wichtig, heiße aber nicht, jeden zu lieben.

- INTERVIEW: Sebastian Fellner

„Es gibt in der Hilfsberei­tschaft immer Grenzen, das sieht man ja auch in der Asylthemat­ik: Ich kann nicht der ganzen Welt helfen.“

Standard: Sie sind auf dem größten Wahlplakat in Niederöste­rreich abgebildet, am Ex-Palmersgeb­äude an der Südautobah­n. Ist das Ausdruck dessen, dass man es gegen die Landeshaup­tfrau schwerhat? Landbauer: Nein. Das ist einfach ein wunderbare­r, gut einsichtig­er Platz. Wir müssen uns ja nicht verstecken. Das Angebot haben wir bekommen und zugeschlag­en.

Standard: Sie regieren mit der ÖVP in Wiener Neustadt, jetzt koaliert die FPÖ in der Bundesregi­erung mit der ÖVP – sind Sie der aufgelegte Partner für Johanna Mikl-Leitner? Landbauer: Nein. In der Kommunalpo­litik geht es nicht um ideologisc­he Themen. Und auf Bundeseben­e ist die ÖVP wirklich türkis geworden, da hat man auch freiheitli­che Ansätze übernommen. Aber in Niederöste­rreich hat die ÖVP das Schwarzsei­n erfunden. Mikl-Leitner hat nicht unbedingt eine Affinität zu uns.

Standard: Liegt das auch daran, dass Sie Mikl-Leitner als „MoslemMama“bezeichnet haben? Landbauer: Aber! Hören Sie: In der Politik muss man etwas aushalten. Unsere Kritik war immer fundiert. Das ist nicht mein Problem, ob sich dadurch jemand beleidigt fühlt.

Standard: Würden Sie mit der SPÖ koalieren, als Zweite und Dritte? Landbauer: Es ist klar, dass die ÖVP nach der Wahl die Landeshaup­tfrau stellen wird. Zurzeit wäre alles andere eher unwahrsche­inlich.

Standard: Sie wollen die SPÖ überholen. Ab wann würden Sie sich als gescheiter­t sehen? Landbauer: Das wichtigste Ziel ist, die absolute Mehrheit der ÖVP zu brechen. Parteiinte­rn wollen wir die Bestmarke von 1998, etwa 16 Prozent, erreichen. Platz zwei wäre ein sensatione­lles Ergebnis, allerdings wird das schwierig. Ich denke aber mittel- und langfristi­g: Wir werden ab 29. Jänner schon auf die nächste Periode hinarbeite­n, um weiterzuwa­chsen.

Standard: 16 Prozent klingt aber nicht sehr ambitionie­rt. Landbauer: Na ja, wir haben 2013 acht Prozent gehabt. Ich bleibe schon realistisc­h.

Standard: Sie plakatiere­n günstiges Wohnen, gleichzeit­ig hat die Bundesregi­erung unter FPÖ-Beteiligun­g ein Programm beschlosse­n, über das Vermieter jubeln. Mieterverb­ände sehen darin keinen Vorteil für Mieter. Landbauer: Da müssen Sie das Programm genauer lesen. Der gemeinnütz­ige Wohnbau bekommt etwa die entspreche­nde Widmungska­tegorie und Bauträger so günstige Grundstück­e. Das ist Voraussetz­ung für günstige Mieten. Die Wohnbauför­derung ist Landeskomp­etenz und muss so umgestellt werden, dass auch die Errichtung­skosten im gemeinnütz­igen Wohnbau sinken. So werden auch im freifinanz­ierten Wohnbau die Mieten günstiger.

Standard: Aber wie erklären Sie Ihren Wählern, dass das Lagezuschl­agsverbot in Gründerzei­tvierteln fällt und das Mietrechts­gesetz auf sanierte Altbauten nicht mehr anwendbar ist? Landbauer: Bisher hat man die Vermieter so geknebelt, dass die Gebäude quasi dem Verfall gewidmet waren. Wir spielen nicht Vermieter gegen Mieter aus.

Standard: Sie fordern Kreuze in allen Schulklass­en. Sind Sie gläubig? Landbauer: Ja. Ich bin niemand, der jeden Sonntag in die Kirche geht, aber doch regelmäßig. Ich sehe mich als Wertechris­ten. Die Religion ist ja auch etwas, das Werte widerspieg­elt.

Standard: Welche sind Ihnen wichtig? Landbauer: Die Nächstenli­ebe etwa ist bei anderen Religionen nicht so ausgeprägt wie bei uns im Christentu­m.

Standard: Ist das die Nächstenli­ebe nach Heinz-Christian Strache, den Nächsten zu lieben, aber nicht den Übernächst­en? Landbauer: Durchaus. Es gibt immer Grenzen. Es heißt ja auch, den Nächsten zu lieben, und nicht, jeden zu lieben.

Standard: War das ein Bibelzitat? Landbauer: So bibelfest bin ich nicht. Aber es gibt in der Hilfsberei­tschaft Grenzen, das sieht man auch beim Thema Asyl: Ich kann nicht der ganzen Welt helfen.

Standard: Was finden Sie denn gut an Johanna Mikl-Leitner? Landbauer: Das ist eine Fangfrage, oder?

Standard: Ja, natürlich. Landbauer: Da kann ich wenig sagen. Als Landeshaup­tfrau hat sie nichts gemacht. Sie können fragen, was ich schlecht finde. Da

gibt es einiges.

Standard: Sie haben Mikl-Leitner etwa kritisiert, weil Kinder in einem Kindergart­en auf Türkisch zählen lernen. Was ist schlimm daran? Landbauer: Gerade türkische Zuwanderer haben eine so große Masse erreicht, dass sie oft gar nicht mehr Deutsch lernen müssen: Sie haben vom Supermarkt bis zum Arzt eigene Strukturen. Es macht Sinn, eine Zweitsprac­he zu lernen, auch Türkisch. Aber wenn darunter die Hauptsprac­he leidet, ist es ein Problem.

Standard: 2008 sagten Sie, man muss auch das Verbotsges­etz hinterfrag­en. Heute finden Sie, es muss bleiben, wie es ist. Haben Sie sich vom scharfen Jung- zum glatten Landespoli­tiker entwickelt? Landbauer: Natürlich artikulier­t man sich als 18-jähriger Jungpoliti­ker anders. Jeder wird ruhiger und sachlicher. Das ändert nichts an der Grundüberz­eugung, bei mir zumindest nicht.

UDO LANDBAUER (31) ist Stadtrat der FPÖ in Wiener Neustadt und Abgeordnet­er im niederöste­rreichisch­en Landtag.

 ??  ?? Spitzenkan­didat Udo Landbauer will für die FPÖ in Niederöste­rreich das beste Ergebnis seit 1945 erreichen.
Spitzenkan­didat Udo Landbauer will für die FPÖ in Niederöste­rreich das beste Ergebnis seit 1945 erreichen.

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