Der Standard

Häupl geht Ende Mai

Michael Häupl findet es „nicht abwegig“, den Job als Bürgermeis­ter am 24. Mai abzugeben. Andreas Schieder will ihm nachfolgen und erhält vorab zwar keine Empfehlung, aber ein kleines Symbol.

- Oona Kroisleitn­er

Es ist ein Symbol, das offiziell natürlich keines ist. Der Wiener Bürgermeis­ter Michael Häupl lud zum Gespräch über die Bedrohunge­n, denen Wien durch die türkis-blaue Bundesregi­erung ausgesetzt sei. Für den Medienterm­in holte er sich Unterstütz­ung. Einen, der jahrelang mit den beiden Parteien im Parlament gesessen ist und dadurch viel bundespoli­tische Erfahrung einbringen kann. Und es ist einer, der zufällig auch Chef der Wiener Partei werden möchte.

Beim gemeinsame­n Termin mit Andreas Schieder, dem geschäftsf­ührenden Klubchef im Nationalra­t, betonte Häupl weiterhin, er bleibe sich treu. Er sei kein „Erbhofbaue­r“, dessen Job es sein könnte, seine Nachfolge allein zu bestimmen. Die Delegierte­n des Parteitags seien am Zug. Die zwei besten Kandidaten für den Job hätten sich beworben. Und als Wiener Bürgermeis­ter müsse man vieles mitbringen: kommunalpo­litische Erfahrung, die Schieders Konkurrent, Wiens Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig, mitbringt, Wissen aus der Bundespoli­tik, die wiederum Schieder als Parlamenta­rier und Ex-Staatssekr­etär auftischen kann, aber auch internatio­nale Erfahrung. Schließlic­h sei Wien ja „nicht irgendein Dorf“.

„Es gibt nichts, was ich mir weniger vorstellen könnte, als dass Wiens Bürgermeis­ter ein Bauer ist“, scherzte Schieder. Der sich dann auch nicht darüber gekränkt zeigte, dass er keine offizielle Unterstütz­ung von Häupl bekommt, schließlic­h wird dem amtierende­n Bürgermeis­ter die Nähe zum Klubchef auch so nachgesagt.

Häupl wiederum betonte, mit Ludwig vor einigen Wochen den Spatenstic­h für den ersten Gemeindeba­u neu in der Fontanastr­aße gefeiert zu haben: „Den gemeinsame­n Termin mit ihm gab es schon.“

Staffelübe­rgabe im Mai

Am 27. Jänner wird also Schieder oder Ludwig zu Wiens SPÖChef gekürt. Nach der Sitzung der Landeshaup­tleute im Mai könnte Häupl dann auch den Job als Bürgermeis­ter übergeben. „Eine Woche später ist eine Sitzung des Gemeindera­ts. Das wäre nicht ganz abwegig, würde ich sagen.“Angesetzt ist diese Sitzung am 24. Mai 2018.

Die Debatte und die Abstimmung über den neuen Vorsitzend­en beim Sonderland­esparteita­g will die SPÖ jedenfalls hinter verschloss­enen Türen durchführe­n. Man wolle unter sich sein, kommentier­t das Häupl. Auch für Schieder ist dies ein „gangbarer Weg“. Selbst wenn er die Entscheidu­ng „nicht gepusht“hätte, sei es ihm wichtiger, sich dem Wunsch einiger zu beugen, um den Frieden zu wahren. Hinter vorgehalte­ner Hand heißt es aus SPÖ-Kreisen, man befürchte heftige Debatten und interne Kritik, die der SPÖ nachhängen könnte.

Sollte Schieder das Rennen machen – und da gibt er sich zuversicht­lich –, könnte ein großflächi­ger Umbau der Stadtregie­rung anstehen. Konkrete Gespräche habe er noch nicht geführt, es gebe aber eine lange Liste an guten Leuten. Sehr „talentiert“sei etwa die ehemalige Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner. Gesprochen habe er mit ihr jedoch noch nicht. Ein Fixstarter im Team wäre Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky, von dem Schieder viel halte. Schieder ginge es bei dem Umbau jedoch „nicht nur um Köpfe“. Neuwahlen oder Nachverhan­dlungen mit den Grünen wolle er nicht.

Nicht widerstand­slos

Bis dahin kündigte Schieder an, die Pläne der türkis-blauen Regierung „nicht widerstand­slos“hinzunehme­n. Auch Häupl versichert­e, das „Steinzeitg­en der Sozialdemo­kratie ist die Opposition“. Man werde „konzentrie­rt“gegen den Sozialabba­u der Regierung vorgehen.

Neben den Plänen von ÖVP und FPÖ in puncto Mindestsic­herung und Arbeitsmar­kt kritisiert­en die SPÖ-Politiker die Überlegung­en im Bildungsbe­reich. Diese würden Wien als „Bildungsho­tspot“besonders treffen, und sie würden die Zukunftsch­ancen vieler Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien vernichten.

Kritik gab es von Schieder aber auch an Wien. Konkret an seinem Kontrahent­en Ludwig: In der Hauptstadt müssten mehr Gemeindewo­hnungen gebaut werden, als derzeit geplant. Insgesamt 25.000 Wohnungen sollten aus den Mitteln der Wohnbauför­derung finanziert werden. Dazu solle Geld durch eine neue Leerstands­abgabe und durch Verschärfu­ngen bei Airbnb-Anbietern eintrudeln.

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Michael Häupl geht am 27. Jänner als Chef der Wiener SPÖ. Ende Mai könnte er sich auch als Bürgermeis­ter verabschie­den.

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