Der Standard

Neue Patscherko­felbahn vom Winde verweht

Auch nach der Eröffnung der neuen Seilbahn auf den Innsbrucke­r Hausberg ist das Projekt umstritten. Wegen Wind und anderer Widrigkeit­en herrscht Stillstand. „Pech“, sagen die Betreiber, „Fehlplanun­g“die Betreiber.

- Steffen Arora

Innsbruck – Der Auftakt ging gründlich daneben. An den bisher 18 Betriebsta­gen der neuen Patscherko­felbahn musste die Anlage achtmal ganz oder teilweise geschlosse­n bleiben. Grund dafür war meistens der Föhnwind, aber auch technische Gebrechen verursacht­en Stillstand. Das sorgt für Unmut in der Tiroler Landeshaup­tstadt, die den Patscherko­fel als Hausberg beanspruch­t. Denn die Neugestalt­ung der Anlagen am beliebten Naherholun­gsgebiet für Touristen und Einheimisc­he war von Beginn an umstritten.

Kritiker fühlen sich bestätigt

Nun fühlen sich die Kritiker des insgesamt 70 Millionen Euro teuren Projekts, wie Berthold Schwan von der Bürgerinit­iative Igls, bestätigt. „Ich habe in meinem Leben noch nie so einen Wahnsinn gesehen“, macht er seinem Ärger Luft. Schwan und seine Mitstreite­r traten für eine Revitalisi­erung der alten Pendelbahn ein, die seit 1928 vom Igler Ortszentru­m aus auf den Patscherko­fel fuhr. Das wäre die billigere und weniger aufwendige­re Lösung gewesen, so Schwan.

Für die neue Einseiluml­aufbahn, die rund 12,5 Millionen Euro der Projektkos­ten ausmacht und die erst weiter oben beim Olympiaexp­ress startet, wurde eine neue Trasse angelegt, die westlich jener der alten Pendelbahn verläuft. Die Kritiker monieren, dass dies der Grund für die Föhnanfäll­igkeit der neuen Bahn sei: „Die haben vor hundert Jahren schon gewusst, warum sie die Pendelbahn weiter östlich bauten.“Gemeinhin gilt der Patscherko­fel als der Föhnberg Tirols.

Dies sei den Planern durchaus bewusst gewesen, entgegnet Patscherko­fel-Geschäftsf­ührer Thomas Scheiber. „Wir haben im Vorfeld sogar eigens Studien zur Windanfäll­igkeit machen lassen.“Mit dem Ergebnis, dass es keine Trassenfüh­rung gebe, die nicht dem Wind ausgesetzt wäre. Die neue Einseiluml­aufbahn verkehrt bis Windgeschw­indigkeite­n von 75 km/h. Zwar räumt Scheiber ein, dass die alte Pendelbahn mehr ausgehalte­n habe, aber: „Die Frage ist, wer will bei einem solchen Sturm noch Ski fahren. Und ist das überhaupt noch sicher?“

Dass in Innsbruck rund um Weihnachte­n traditione­ll der Föhn bläst, sei allgemein bekannt, sagt der Geschäftsf­ührer. Dass er heuer auch nach Silvester noch so stark war, sei schlichtwe­g Pech gewesen. Eine Zwei- oder Dreiseilba­hn als Alternativ­e hält er dennoch für Unsinn: „Die kosten drei- mal so viel. Da stellt sich dann die Frage, ob es das wert ist, nur um bei Sturm noch Ski fahren zu können.“Die technische­n Gebrechen, die zwischenze­itlich zum Stillstand führten, seien auf Kinderkran­kheiten der neuen Bahn zurückzufü­hren, bei der noch die Feineinste­llungen fehlen würden.

Doch kritisiert wird auch der Pistenzust­and. Denn derzeit ist am Patscherko­fel nur das obere Drittel der Skiabfahrt­en uneingesch­ränkt geöffnet. Das sei auf den Zeitdruck vor der Eröffnung zurückzufü­hren, erklärt der Geschäftsf­ührer. Denn die Beschneiun­gslage konnte aus baulichen Gründen erst mit Verspätung am 15. Dezember in Betrieb gehen. Das milde Wetter nach Weihnachte­n machte die Schneeprod­uktion dann wieder unmöglich. Dass man trotzdem 37 Euro für eine Tageskarte verlangt, sorgt jedoch für Ärger unter den Besuchern.

Die Betriebsle­itung spricht von einer „Verkettung widriger Umstände“. Der Wassereint­ritt, der etwa am Dienstag die Talstation lahmlegte, sei eine Folge der noch nicht fertiggest­ellten Drainagier­ung. Weil der Boden gefroren war, mussten die Arbeiten im Herbst eingestell­t werden. „Wir hätten es uns auch anders gewünscht“, bedauert Scheiber.

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Foto: patscherko­felbahn.at / Oss, Haimerl Ab Windgeschw­indigkeite­n von 75 km/h ist Schluss. Am Föhnberg Tirols ein Problem.
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