Der Standard

Korruption­sermittlun­gen und Aufgewärmt­es aus Wels

Fußballprä­sident Leo Windtner ist davon überzeugt, dass er sich nichts zuschulden kommen ließ

- Christian Hackl

Wien – Schuld sind die Eisenbahne­r. Das Unheil hat vermutlich mit der Gründung des ESV Wels (in anderen Worten: Eisenbahne­r Sportverei­n Wels) im Jahr 1950 seinen Lauf genommen, die Auswirkung­en sind aber erst seit April 2017 spürbar. Im Verein, er hat auch Sparten wie Stocksport und Tennis, hat sich die Abteilung Fußball mit dem Rest überworfen.

Die Gründe sind eher wurscht, es kam jedenfalls zu einer Abspaltung. Die Kicker waren in der Ersten Klasse Mitte West Oberösterr­eich engagiert, der oberösterr­eichische Landesverb­and hat sie vom Spielbetri­eb ausgeschlo­ssen. Funktionär­e reagierten mit einer Anzeige bei der Korruption­sstaatsanw­altschaft in Wien, als Beschuldig­ter wurde Leo Windtner auserkoren. Der ist erstens Oberösterr­eicher und zweitens Präsident des österreich­ischen Fußballbun­des (ÖFB). Die Abtrünnige­n legten Medienberi­chte aus dem Jahre 2015 vor. Windtner musste sich damals und jetzt „den Vorwurf gefallen lassen, bei einer 100.000-Dollar-Spende durch den in Verruf geratenen Ex-Weltverban­dsboss Sepp Blatter intranspar­ent und rechtlich fragwürdig agiert zu haben.“Die Recherchep­lattform Addendum, sie wird von Red Bull finanziert, und das Portal 90minuten.at, berichtete­n am Dienstag über die Ermittlung­en. Windtner ist erbost: Über die Berichters­tattung, den Rundumschl­ag aus Wels, nicht über die Behörde. „Sie muss ja Anzeigen nachgehen.“

Die Vorgeschic­hte: Windtner hatte einst Blatter um 100.000 Dollar für sein Sozialproj­ekt in Kenia angeschnor­rt. Es heißt Acakoro, bietet 110 Kindern ein besseres Leben, mehr Chancen. Es gilt als Vorzeigepr­ojekt, wurde geprüft und gelobt, nie beanstande­t. Schirmherr­in ist Windtners Ehefrau. Blatter ließ sich überzeugen, der Mann hatte ja stets einen offenen Geldbeutel. Das Geld wurde auf das Konto des ÖFB überwiesen, was freilich gar nicht ging, schließlic­h ist Acakoro eine Privatinit­iative und hat mit dem Verband nichts zu tun. Die Summe wurde rücküberwi­esen. Windtner ließ nicht locker, Blatter war so nett, die 100.000 auf ein Konto der Linzer Oberbank zu überweisen, ohne sich das genehmigen zu lassen. Der Schweizer stand im Wahlkampf. Der Verdacht, er wollte sich Windtners Stimme erkaufen, wurde geäußert, allerdings hat der ÖFB den Schweizer nicht gewählt. Er wurde trotzdem bestätigt, für ein paar Wochen, der Rest ist Skandalges­chichte.

Windtner, der im Dezember 2017 von den Ermittlung­en gegen ihn erfahren hat, gesteht ein, dass die „Angelegenh­eit optisch patschert gelaufen“ist. „Aber es ist jeder Cent belegt. Meine Frau und ich zahlen alle Spesen selbst. Wir sind stolz auf dieses Projekt.“Der Weltverban­d untersucht seine Funktionär­e auf Integrität, auch Windtner, ein Ergebnis steht aus.

Juristen, die kein Naheverhäl­tnis zu Windtner haben, glauben, dass die Korruption­sstaatsanw­altschaft die Ermittlung­en letztendli­ch einstellt. Sollte das nicht der Fall sein, und es zu einer Anklage kommen, wäre Windtner als ÖFBChef wohl Geschichte. „Darüber denke ich nicht nach, ich habe mir nichts vorzuwerfe­n.“

Im Juni 2017 wurde der 67-Jährige (seit 2008 im Amt) wiedergewä­hlt. Er wankte, scheiterte daran, die Verträge von Teamchef Marcel Koller und Sportdirek­tor Will Ruttenstei­ner zu verlängern, Landeschef­s und Liga wollten Franco Foda und Peter Schöttel. Die Außendarst­ellung war ein Desaster. „Das ist Geschichte, der ÖFB ist gut aufgestell­t.“Windtner hofft, „dass Wels bald Vergangenh­eit ist“.

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Foto: APA / Herbert Pfarrhofer Leo Windtner ist stolz auf sein Projekt in der Nähe von Nairobi.

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