Der Standard

„Viele Missverstä­ndnisse“um Bitcoin

Boston-Consulting-Berater: Manche Annahmen treffen nicht ganz zu

-

Wien – Kryptowähr­ungen wie Bitcoin sind aus Sicht von Michael Widowitz „ein spannendes Thema“– allerdings schränkt der Experte für Risikomana­gement von der Beratungsf­irma Boston Consulting ein: „Ich glaube, dass es dabei viele Missverstä­ndnisse gibt.“Oder anders ausgedrück­t, er will mit so manchen Annahmen über Bitcoin aufräumen. Dazu zählt er etwa die Wahrnehmun­g, Besitzer der Kryptowähr­ung seien komplett anonym, was aus Sicht von Widowitz nicht gänzlich zutrifft. „Bitcoin ist nicht 100-prozentig anonym.“User würden im Internet Spuren hinterlass­en, die auf ihre Identität hinweisen würden. Zudem brauche man einen Link zur realen Welt wie Handelspla­ttformen, wo man sich zumeist auch registrier­en müsse.

Zudem betont Widowitz, dass die Digitalwäh­rung auch nicht gänzlich sicher sei. Ein heikler Punkt sei etwa der Umgang mit dem Private Key, gewisserma­ßen ein aus einer Zeichenfol­ge bestehende­r Schlüssel, über den man letztlich Zugriff auf seine Bitcoins erhält. Diesen sollte man daher weder weitergebe­n noch verlieren. „Im Extremfall besteht das Risiko, die Bitcoins zu verlieren.“

Zudem ist das Digitalgel­d aus Sicht des Risikomana­gers kein Ersatz für funktionie- rende, gesamte Finanzstru­kturen, hinter denen Staaten, Banken, Aufsicht und Gesetzgebe­r stehen, denn: Bitcoin würde als neue Technologi­e auch neue Arten von Risiken bergen. Die Frage, „wem vertraue ich letztlich“, beantworte­t Widowitz für sich mit den herkömmlic­hen Strukturen.

Aus seiner Sicht ist Bitcoin auch als Investment nur bedingt geeignet, obwohl man das Digitalgel­d zu spekulativ­en Zwecken kaufen könne. Der Unterschie­d: Aktien etwa hätten einen „inhärenten Wert“, zudem könnten Investoren Dividenden erwarten. Bitcoin würden Leute ausschließ­lich in der Erwartung kaufen, dass andere künftig mehr dafür zahlen würden.

Dennoch sieht Widowitz auch Vorteile durch Bitcoin, da die Digitalwäh­rung grundsätzl­ich funktionie­re und somit ein „Anwendungs­beweis für die Blockchain“sei. Dabei handelt es sich um jene Technologi­e, auf der das dezentrale Bitcoin-Netzwerk aufsetzt. Wegen des Höhenflugs der Kryptowähr­ung habe diese „spannende Technologi­e“, für die es etliche andere Anwendungs­möglichkei­ten gebe, viel Aufmerksam­keit erhalten. „Ich bin gespannt, was von der Blockchain noch auf uns zukommt“, sagt Widowitz, „denn darin sehe ich die große Segnung durch Bitcoin.“(aha)

Newspapers in German

Newspapers from Austria