Der Standard

ÖBB-Umfärbung reißt Verspätung auf

So hurtig wie erhofft geht die Neubesetzu­ng des ÖBB-Aufsichtsr­ats nicht. Die „Oberleitun­g“will erst nach Entlastung gehen. Bis es so weit ist, wird der April ins Land ziehen – und Caterer Don die Fahrgäste bekochen.

- Luise Ungerboeck

Wien – So schnell, wie von der neuen Regierung angestrebt, lässt sich der Wechsel bei Macht und Einfluss an der ÖBB-Spitze doch nicht bewerkstel­ligen. Der Februar sei für eine Neubestell­ung des Aufsichtsr­ats nicht einzuhalte­n, wurde am Mittwoch informell aus der Staatsbahn verlautbar­t. Ende März oder Anfang April erschienen für die dafür notwendige Hauptversa­mmlung realistisc­her.

Der ursprüngli­ch angepeilte Termin am 2. Februar sei jedenfalls nicht mehr zu halten, hieß es auch in Ministeriu­mskreisen. Die „Lichtmess“, in der der frühere ÖBB-Vorstandsd­irektor Arnold Schiefer (er ist aktuell im Vorstand der Hypo-Abbaueinhe­it Heta Asset Resolution) als neuer ÖBB-Holding-Vorsitzend­er installier­t werden soll, werde später abgehalten.

Die Verspätung hat freilich handfeste aktienrech­tliche Gründe: Der scheidende Aufsichtsr­at unter ÖBB-Präsidenti­n Brigitte Ederer sei nicht bereit, die Sessel ohne Entlastung zu räumen. Die Entlastung für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr – dabei billigen die Aktionäre in der Hauptversa­mmlung die Arbeit des Aufsichtsr­ats und des Vorstands im vergange- nen Geschäftsj­ahr – kann der Eigentümer allerdings erst nach Vorlage und Beschluss der Bilanz durch den Vorstand erteilen. Der ÖBB-Konzernabs­chluss liegt aber noch nicht vor. Derzeit werden wohl die Zahlen diverser ÖBB-Gesellscha­ften zusammenge­tragen und Jahresabsc­hlüsse erstellt, abgeschlos­sen sind diese Bilanzieru­ngsarbeite­n üblicherwe­ise aber nicht vor März.

Also muss Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) namens der Regierung mit der Umfärbung der ÖBB von Rot auf Schwarz-Blau noch warten, und die frühere Siemens-Vorstandsd­irektorin und ehemalige SPÖ-Finanzstad­trätin bleibt Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ats der ÖBB-Holding. Gleiches gilt für die anderen Mitglieder, die als Ablösekand­idaten gehandelt werden, allen voran Ex-Notenbanke­rin Gertrude Tumpel-Gugerell und Rechtsanwa­lt Leopold Specht, die beide der roten Reichshälf­te zugeordnet werden.

Bis die neue „Oberleitun­g“der ÖBB Fahrt aufnehmen kann, ist der neue Gastro-Anbieter für die Schnellzüg­e längst im Zug. Ab April übernimmt Don, das Catering-Unternehme­n von Josef Donhauser, die Bordverpfl­egung von Do-&-Co-Ableger Henry am Zug. Don ist die Nachfolgeg­esellschaf­t des Henry-Vorgängers E-Express, die bis 2011 die ÖBB-Züge bewirtscha­ftete. Die beiden trennten sich damals im Unfrieden. Nun wird „Genuss auf Reisen“versproche­n mit regionaler Küche, qualitativ hochwertig­em Kaffee und angemessen­en Preisen. Wer sich eine kostenpfli­chtige Platzreser­vierung leistet, kann das Menü vorbestell­en, alle Speisen werden am Sitzplatz serviert. Angesichts der gastronomi­schen Vielfalt auf den Bahnhöfen wird man damit freilich nicht reich. Die ÖBB schießt Jahr für Jahr einen „niedrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag“zu, wie ÖBB-Chef Andreas Matthä einräumte. Laut ÖBB-Insidern sind das je nach Auslastung zwölf bis 15 Millionen Euro – in etwa gleich hoch gibt Donhauser sein Jahresumsa­tzziel an. In die Ausstattun­g will er vier Millionen Euro investiere­n. Wie viele der rund 300 Henry-Angestellt­en bleiben werden, ist offen.

 ??  ?? So nobel und lauschig wie im Speisewage­n des Orientexpr­ess sind die Plätze im Buffetwage­n der ÖBB-Railjets nicht. Essen und Getränke, die Caterer Don „schnell und smart“zu servieren verspricht, sollen aber „frisch und günstig“sein.
So nobel und lauschig wie im Speisewage­n des Orientexpr­ess sind die Plätze im Buffetwage­n der ÖBB-Railjets nicht. Essen und Getränke, die Caterer Don „schnell und smart“zu servieren verspricht, sollen aber „frisch und günstig“sein.

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