Der Standard

Windkraftb­ranche wehrt sich gegen Ausschreib­ungen

Künftige Finanzieru­ng sollte auf Zuschläge zum Marktpreis abzielen – Zubau heuer schaumgebr­emst

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Wien – Die Finanzieru­ng des Ausbaus erneuerbar­er Energien muss auf neue Beine gestellt werden. Das schreibt eine EU-Richtlinie vor. Theoretisc­h wäre zwar bis zum Jahr 2022 Zeit. Dann käme der von allen maßgeblich­en politische­n Parteien unterstütz­te Ausbau der Erneuerbar­en aber wohl noch mehr ins Stocken als bisher schon. Die Windkraftb­ranche, die den Großteil der in Österreich produziert­en erneuerbar­en Energien stemmt, gibt schon einmal die Richtung vor.

Ausschreib­ungen, wie sie da und dort ventiliert und vor allem vonseiten der Industrie urgiert werden, stoßen jedenfalls auf wenig Gegenliebe. „Das hat sich nirgendwo in Europa bewährt,“sagte Stefan Moidl vom Interessen­verband IG Windkraft in einer Pressekonf­erenz am Mittwoch. „Ausschreib­ungen führen zu Marktverwe­rfungen und Verzerrung­en. Man sollte auf Bewährtes zurückgrei­fen.“Das könnte ein Marktprämi­enmodell sein, bei dem auf jede zu Marktpreis­en gehandelte Kilowattst­unde ein Aufschlag gezahlt wird.

Neue, niedrigere Tarife

Dann, so hofft Moidl, würden auch die Kosten der Förderstel­le Oemag sinken. Noch wird nach dem alten System gefördert – mittels ministerie­ll festgesetz­ter und je nach Erzeugungs­art und -kosten abgestufte­r Einspeiset­arife. Erst kurz vor Weihnachte­n wurden die für 2018 geltenden Tarifsätze festgesetz­t. Betreiber von geförderte­n Windkrafta­nlagen erhalten fortan 8,20 Cent je Kilowattst­unde eingespeis­ten Stroms, 8,4 Prozent we- niger als 2017 (8,95 Cent/kWh). „Einen so starken Abschlag von einem Jahr zum anderen hat es noch nie gegeben“, sagte Moidl.

Die Erwartunge­n an die neue Regierung seien trotz des Einspeiset­arifschock­s groß; dass erstmals Energie und Landwirtsc­haft in einem Nachhaltig­keitsminis­terium zusammenge­führt werden, mache Sinn. Dass mit Josef Plank ein ausgewiese­ner Experte für erneuerbar­e Energien und strategisc­he Energiepla­nung als Generalsek­retär im Nachhaltig­keitsminis­terium tätig werde, mache Hoffnung. „Wir werden die Regierung aber an ih- ren Taten messen“, sagte Moidl. Spätestens bei Vorlage der bis März versproche­nen Klima- und Energiestr­ategie werde man sehen, in welche Richtung es geht.

2018 seit jedenfalls „ein Entscheidu­ngsjahr“für die erneuerbar­en Energien, nicht nur in Österreich, in ganz Europa. Das hänge mit dem sogenannte­n Winterpake­t der EU-Kommission zusammen, das unter der österreich­ischen Ratspräsid­entschaft im zweiten Halbjahr höchstwahr­scheinlich beschlosse­n wird. Um die Klimaziele zu erreichen, sei aber ein weit stärkeres Bekenntnis zum Ausbau der Energiegew­innung aus Wind, Sonne und Biomasse nötig, als bisher ablesbar ist, sagen Experten.

Was die Windenergi­e betrifft, ist der Ausbau ihn Österreich mit der im Vorjahr beschlosse­nen kleinen Ökostromno­velle wieder in die Gänge gekommen. 2017 wurden knapp 200 Megawatt (MW) Windkraftl­eistung dazugebaut (siehe Grafik). Insgesamt waren zum Jahresende 2844 MW installier­t, der Löwenantei­l davon in Niederöste­rreich. Heuer dürften mit den vorhandene­n Fördermitt­eln weitere 200 MW realisiert werden. (stro)

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