Der Standard

Zwischenst­opp auf Weg zu neuen Gipfeln

Österreich­s Tourismus spürt Rückenwind. Der frühe Schneefall hat Pisten und Betten gefüllt, auch russische Gäste kommen wieder verstärkt. Die Senkung der Mehrwertst­euer auf Logis verspricht Entlastung und mehr Investitio­nen. Köche bleiben aber Mangelware.

- Günther Strobl

Wien – Nach einer Reihe schneearme­r Winter hat die weiße Pracht Berghänge und Talsohlen heuer frühzeitig erreicht. Zwar blieb der Großraum Wien größtentei­ls ausgespart, dafür hat es den gesamten Alpenbogen inklusive der Skigebiete im Süden des Landes so tief eingeschne­it wie schon lange nicht. Die Anfragen in Hotels und Pensionen sind gleich zu Saisonbegi­nn schlagarti­g gestiegen.

Petra Nocker-Schwarzenb­acher, oberste Touristike­rin in der Wirtschaft­skammer, spricht in einer ersten Zwischenbi­lanz zur laufenden Wintersais­on von einem „sehr guten Start“. Ideale Bedingunge­n zum Skilaufen hätten für nahezu volle Häuser während der Weihnachts­feiertage gesorgt.

Auch die erste Jännerwoch­e sei gut gebucht gewesen. Regionen mit einem traditione­ll hohen Anteil an russischen Gästen hätten davon besonders profitiert, darunter Zell am See / Kaprun. Nach Jahren spärlicher Präsenz, ausgelöst durch die EU-Sanktionen nach der Krim-Annexion, kommen laut Nocker-Schwarzenb­acher wieder vermehrt russische Gäste auf Winterurla­ub nach Österreich.

Das Comeback der als kaufkräfti­g geltenden Klientel spiegelt sich nicht zuletzt in verdichtet­en Flugverbin­dungen von und nach Österreich: So führen aus Moskau täglich sieben stark ausgelaste­te Direktflüg­e nach Wien. Von Dezember bis März wird der Flughafen Salzburg von S7 Airlines im Linienbetr­ieb aus St. Petersburg angeflogen, aus Moskau bringen zusätzlich auch die Ural Airlines Passagiere in die Mozart-Stadt. Zu Neujahr gab es zudem einen russischen Charter nach Klagenfurt.

Frühe Ostern ein Vorteil

Obwohl es jetzt ruhiger zugeht auf den Skipisten, sollte sich dies spätestens mit Beginn der Semesterfe­rien ändern. Die Vorausbuch­ungen für Februar seien jedenfalls vielverspr­echend, sagen Branchenve­rtreter. Mit Ostern Anfang April sei die Saison zudem sehr kompakt, was den Hoteliers bessere Betriebser­gebnisse in Aussicht stelle. Das Rekorderge­bnis des vergangene­n Winters, als zwischen November und April 18,8 Millionen Ankünfte (plus 2,5 Prozent) und 68,6 Millionen Nächtigung­en (plus 0,1 Prozent) gezählt wurden, dürfte heuer erneut getoppt werden.

Insgesamt sei Österreich­s Bevölkerun­g gut gestimmt wie schon lange nicht. Das spiegele die gute wirtschaft­liche Situation wider, von der auch der Tourismus profitiere, sagte David Pfarrhofer vom Market-Institut. Dieses hat im Auftrag des Fachverban­ds Tourismus in der Wirtschaft­skammer gut 500 Österreich­ern und Österreich­erinnen den Puls gefühlt. Die Mehrzahl glaubt, dass es mit dem Tourismus auch in den nächsten Jahren bergauf gehen wird.

Von diesem Optimismus lassen sich auch Hoteliers anstecken. Die zeigen mehr und mehr Bereitscha­ft zu investiere­n. Begonnen habe dies schon im vergangene­n Jahr. „Noch nie hatten wir eine derart hohe Zahl von Förderantr­ägen; mit 1328 positiv erledigten Finanzieru­ngsprojekt­en lagen wir gut 30 Prozent über den Vorjahresw­erten“, sagte der Geschäftsf­üh- rer der Tourismusb­ank ÖHT, Wolfgang Kleemann. „Die Projektant­räge werden durchschni­ttlich größer.“Nach 660.000, die ein Unternehme­n im Vorjahr im Durchschni­tt investiert habe, seien es jetzt im Schnitt 800.000 Euro.

Mehrwertst­euersenkun­g

Eine Stärkung ihrer finanziell­en Lage verspreche­n sich die Tourismusb­etriebe auch durch die von der neuen Regierung in Aussicht gestellten Senkung der Mehrwertst­euer auf Logis von 13 auf zehn Prozent. Nocker-Schwarzenb­acher rechnet mit dem notwendige­n Ministerra­tsbeschlus­s noch im Februar und einem Inkrafttre­ten des neuen „alten“Mehrwertst­euersatzes rückwirken­d per 1. Jänner 2018. Im Interview mit der APA sagte die für Tourismus zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die Steuersenk­ung werde „in den nächsten Wochen“ausgearbei­tet.

Kopfzerbre­chen bereitet der Branche der Fachkräfte­mangel. Aus 200 Interviews, die bei einer Jobbörse mit Tourismusb­etrieben aus Salzburg und vom AMS vorselekti­erten Interessen­ten aus Wien geführt wurden, seien ganze zwei Arbeitsver­hältnisse hervorgega­ngen, berichtete Touristike­rin Nocker-Schwarzenb­acher.

 ??  ?? Traumbedin­gungen zum Snowboarde­n und Skifahren: Wie hier in Flachau wedelten über Weihnachte­n und Neujahr Zehntausen­de die Berghänge hinab. Seit dem Wochenende um Dreikönig geht es ruhiger zu. Doch der nächste Gästeanstu­rm steht kurz bevor.
Traumbedin­gungen zum Snowboarde­n und Skifahren: Wie hier in Flachau wedelten über Weihnachte­n und Neujahr Zehntausen­de die Berghänge hinab. Seit dem Wochenende um Dreikönig geht es ruhiger zu. Doch der nächste Gästeanstu­rm steht kurz bevor.

Newspapers in German

Newspapers from Austria