Der Standard

Rohani bezeichnet Festhalten am Atomdeal als Erfolg

Teheran: USA konnten Deal nicht aushöhlen – EU reagiert kühl auf US-Forderung nach Neuverhand­lung

-

Teheran/Brüssel/Wien – „Der amerikanis­chen Regierung ist es nicht gelungen, den Atomdeal zu untergrabe­n“: Irans Präsident Hassan Rohani lieferte in einer Fernsehred­e am Sonntag eine optimistis­che Einschätzu­ng der Entscheidu­ng von US-Präsident Donald Trump vom Freitag, das Wiener Abkommen von 2015 de facto noch einmal für 120 Tage zu verlängern.

Für diesen Zeitraum hatte der US-Präsident die Sanktionen gegen das iranische Atomprogra­mm erneut ausgesetzt – „zum letzten Mal“, wie er bei dieser Gelegenhei­t betonte, sollte sich der Iran nicht dazu bereit zeigen, das Abkommen nachzuverh­andeln. Rohani, der wegen der Antisystem­proteste der vergangene­n Wochen innenpolit­isch unter Druck steht, wertete dies in seiner Rede als „dauerhafte­n Erfolg“für Teheran. Washington werde es nicht gelingen, den Deal auszuhöhle­n.

„Schlimmste Befürchtun­gen“

Internatio­nal ist die Sorge allerdings groß, denn dass der Iran zu den von Washington geforderte­n Nachverhan­dlungen bereit sein könnte, zeichnet sich nicht ab. Die Europäisch­e Union teilte am Wo- chenende kühl mit, Trumps Entscheidu­ng nehme man „zur Kenntnis“. Brüssel bekenne sich zur „vollständi­gen und effektiven Umsetzung“des Deals. Russland nannte Trumps Vergehen gar „extrem negativ“. Trump bestätige „unsere schlimmste­n Befürchtun­gen“, gab Vize-Außenminis­ter Sergej Rjabkow zu Protokoll.

Harte Worte aus dem Iran selbst gab es auch zu den neuen Sanktionen, die Washington am Freitag wegen des Umgangs Teherans mit den jüngsten Protesten verkündet hatte. Dass die USA 14 weitere Personen und Unternehme­n auf die US-Sanktionsl­iste gesetzt hatten, werde „sicher ernste Reaktionen der iranischen Republik“nach sich ziehen, teilte das Außenminis­terium in Teheran mit. Unter jenen, die von den neuen Strafmaßna­hmen betroffen sind, ist auch der Chef der iranischen Justiz, Sadeq Larijani, der als Verbündete­r des religiösen Führers Ayatollah Ali Khamenei gilt.

Die Demonstrat­ionen im ganzen Land hatten sich von Sozialprot­esten zu Antisystem­kundgebung­en gewandelt. Dabei wurden mindestens 25 Demonstran­ten getötet. (red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria