Der Standard

Pilz kehrt „sofort“in Politik, später ins Parlament zurück

Listengrün­der will sein Nationalra­tsmandat wieder annehmen, wer dafür Platz machen muss, ist noch offen

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Wien – Der nach Vorwürfen sexueller Belästigun­g zurückgetr­etene Peter Pilz wird „sofort“in die Politik zurückkehr­en – und später auch sein Nationalra­tsmandat wieder annehmen. Wer von der Liste Pilz dafür weicht, wird in den nächsten Wochen entschiede­n, teilten Klubchef Peter Kolba und Abgeordnet­er Alfred Noll Sonntag nach einer zweitägige­n Klubklausu­r mit.

Jedenfalls hätten sich alle in der Klubklausu­r „einstimmig und einvernehm­lich“für Pilz’ Rückkehr ausgesproc­hen. Der Parteiname soll trotzdem geändert werden. Nach mehreren Vorwürfen der sexistisch­en und sexuellen Belästigun­g, die erst nach der Nationalra­tswahl Mitte Oktober bekannt geworden waren, verzichtet­e Peter Pilz – nach einigem Hin und Her – Anfang November auf die Annahme seines Nationalra­tsmandats und kündigte an, sich für einige Zeit zurückzieh­en zu wollen. Nun kommt es zur bereits seit längerem kolportier­ten Rückkehr ins Parlament. Die könnte laut Kolba noch bis Sommer oder sogar länger dauern.

Der Grund ist, dass Pilz nicht unbedingt sein steirische­s Mandat wieder annehmen muss, über das ihm Martha Bißmann folgte, sondern auch fünf andere Varianten über die Bundeslist­e oder durch einen Wechsel von Bundes- und Landesmand­aten möglich sind. Sechs der acht Listenmand­atare kommen laut Noll infrage. Nur Kolba und Daniela Holzinger, ehemalige SPÖ-Abgeordnet­e, bleiben sicher im Parlament. Bis die Entscheidu­ng fällt, wird sich Pilz politisch „einmischen“und die Strukturen von Partei und Akademie, für die Kolba ab März mit Förderunge­n rechnet, aufbauen.

In der Klubklausu­r, an der Pilz am Samstag schon teilnahm, wurden einige weitere Weichen gestellt: Ein neuer Parteiname wird laut Kolba in einem „partizipat­orischen Prozess“gesucht. Er selbst würde nun doch gern Klubchef bleiben, der er nach Pilz’ Rückzug interimist­isch wurde. Jetzt wisse er, dass er es mit seiner schmerzhaf­ten Nervenerkr­ankung gesundheit­lich aushalte. Darüber werde man Ende Jänner reden.

Inhaltlich hat man sich angesichts des Regierungs­programms darauf verständig­t, soziale Gerechtigk­eit zum Schwerpunk­t zu machen. Demnächst wird ein Gegenmodel­l zum Familienbo­nus präsentier­t. Pilz-Vertrauter Noll kritisiert­e die Regierungs­parteien scharf: Der ÖVP warf er vor, jetzt „modisch reaktionär“zu sein, die FPÖ habe all ihre Wahlverspr­echen vergessen. Die Liste Pilz werde „sehr viel radikaler“werden und entschloss­en für Umverteilu­ng, Informatio­nsfreiheit und ökologisch­e Vernunft eintreten. (APA, red)

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Foto: APA / Helmut Fohringer Peter Pilz wird nach einer kurzen Auszeit wieder politisch aktiv.

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