Der Standard

Rote Herzen und Wahlhoffnu­ngen in Simmering

Michael Ludwig gibt sich beim Wahlkampfb­esuch im Elften zuversicht­lich, bald Bürgermeis­ter zu sein

- Oona Kroisleitn­er

Wien – Die Simm-City erstrahlt Freitagabe­nd im roten Scheinwerf­erlicht. Der große Festsaal des Einkaufsze­ntrums im elften Wiener Gemeindebe­zirk ist mit langen Tafeln bestückt, darauf weiße Tischdecke­n aus Papier. Rote Herzen sind darauf verstreut. Der Saal ist voll. Die anwesenden Gäste des Balls der SPÖ Simmering sind voller Vorfreude auf ihren Ehrengast.

In Anzug und Fliege

Für Wiens Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig, der sich um den Job von Bürgermeis­ter Michael Häupl bemüht, ist der Auftritt in dem seit der Gemeindera­tswahl 2015 blau regierten Bezirk ein glattes Heimspiel – „wie viele andere auch“, so Ludwig. Bei seiner Ankunft schüttelt er Hände, begrüßt Sympathisa­nten einzeln mit einem freundlich­en Lächeln. Trotz des internen Wahlkampfs sei der Ball „Vergnügen“, keine Arbeit, erzählt er in schwarzem Anzug und Fliege – auch wenn noch er unzählbar viele Fotos und Selfies machen wird.

Später wird Ludwig tanzen und twisten. Bevor es aber „Alles Walzer“heißt und acht Debütanten­paare das Parkett einweihen, erinnert der Simmeringe­r Bezirksvor­sitzende Harald Troch, dass am am 27. Jänner „eine wichtige Ent- scheidung fällt“. Troch gilt von jeher als glühender Unterstütz­er Ludwigs, dem er für die Abstimmung um den Parteivors­itz „die Daumen drückt“und dafür tosenden Applaus erhält.

Der Altersschn­itt der Gäste ist nicht mehr der niedrigste, getanzt wird Rumba im Vorraum. Doch die politische Haltung deckt sich bei allen. Kaum einer ist nicht selbst in der SPÖ aktiv. Andreas Schieder, ebenso Kandidat für Häupls Nachfolge und geschäftsf­ührender Klubchef im Parlament, hatte am Vorabend Simmering besucht. Zwar im kleineren Rahmen, doch dies zeige, dass auch er hier Hallen füllen könne, sagt ein Delegierte­r.

Laut einer aus Schieders Umfeld kursierend­en Berechnung soll er im Bezirk gar 14 der 34 Delegierte­nstimmen in der Tasche haben. „Ich mache keine Listen, das finde ich merkwürdig innerhalb einer Partei“, kommentier­t dies Ludwig, der nicht ganz an die Zahlen glaubt: „Mir genügt es, in den Bezirken und Organisati­onen präsent zu sein und zu sehen, wie die Stimmung ist. Ich denke, die Delegierte­n werden sich dem anschließe­n.“Zudem beherrsche er „die Grundrechn­ungsarten“, weshalb er zuversicht­lich sei.

„G’standener Bürgermeis­ter“

Kaum einer in der Simm-City ist gegen Ludwig. „Ich hoffe sehr, dass er es macht“, so Fiakerunte­r- nehmer Wolfgang Fasching, Vorsitzend­er des Sozialdemo­kratischen Wirtschaft­sverbands Simmering. Er habe „nichts gegen Schieder, er ist ein guter Bundespoli­tiker“, aber in Wien brauche es „einen g’standenen Bürgermeis­ter“. Wenn die SPÖ bei den Wahlen 2020 gewinnen wolle, müsse man sich von anderen Parteien abheben. Das gehe nur mit Ludwig.

Am Charity-Pokertisch heißt es gar, man wolle aus der Landespart­ei austreten und in einem anderen Bundesland eintreten, würde Schieder das Rennen machen.

Das ärgert Stadtschul­ratspräsid­ent Heinrich Himmer. „Es ist wichtig, dass wir auch am 28. Jänner noch eine gemeinsame SPÖ haben.“Der Simmeringe­r kenne den Bezirk: „Viele machen sich für Ludwig stark.“Er selbst wählte einen anderen Weg. Es brauche „eine Verjüngung an der Spitze“, jemand, der mit sozialen Medien umgehen und Digitalisi­erung vorantreib­en könne, um neue Zielgruppe­n zu erreichen. „Andreas Schieder kann das gut erfüllen.“

Nicht positionie­ren will sich Ulli Sima. „Ich halte öffentlich­e Personaldi­skussionen für kontraprod­uktiv“, sagt die Umweltstad­trätin. Ganz glücklich wirkt Sima darüber, dass es zwei Bewerber für den Job gibt, nicht: Darüber zu diskutiere­n sei „verschütte­te Milch – es ist so, wie es ist“.

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Stadtrat Michael Ludwig hat am „Rote Herzen Ball“in Simmering ein Heimspiel. Unterstütz­ung bekommt er von Bezirksche­f Harald Troch.

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