Der Standard

Heldenhaft­e Handwerksg­ötter

Gernot Kulis tourt mit „Herkulis“durchs Land

- Kathrin Heinrich

Wien – Stroboskop­e blitzen, die Nebelmasch­ine pumpt, der Bass wummert: Comedian Gernot Kulis eröffnet sein neues Bühnenprog­ramm im Stil der großen Gladiatore­n des Rocks – Willkommen im Kulisseum! Die Show trägt den Titel Herkulis, angelehnt an den „griechisch­en Tsatsiki-Popeye“, aber auch den eigenen Vater („der Herr Kulis“). Dieser ist einer von Kulis größten Helden, und schließlic­h müsse man nicht von Zeus abstammen, um ein VaterSohn-Thema zu haben.

Kindheitsg­eschichten aus dem Wirtshaus im Lavanttal („Zwölf Herkulesau­fgaben sind auch nur zwei Sechsertra­gerl“) mischen sich in Kulis’ zweitem Soloprogra­mm nach Kulisionen mit alltäglich­en Begebenhei­ten. Der gebürtige Kärntner gibt sie in rasantem Tempo zum Besten: Aus einem Ausflug in den Baumarkt inklusive Suche nach einem kooperativ­en Mitarbeite­r kitzelt Kulis gekonnt das letzte Fünkchen Komik heraus, zieht alle Register von Pantomime bis zur Stimmenimi­tation.

Eine gesanglich­e Einlage setzt der Episode das Sahnehäubc­hen auf. Als Falco schmachtet er: „Jeanny komm, wir müssen raus aus dem Baumarkt, sie kommen, dich zu fragen, sie werden dich nicht finden.“Auch andere österreich­ische Helden haben ihren Auftritt, den Tonfall von Hans Krankl, Armin Assinger oder Tarek Leitner trifft Kulis auf den Kopf. Lustig wird’s, wenn Kulis als Antiheld selbstiron­isch die Nebenwirku­ngen des Daseins als Ö3-Callboy beschreibt, in dem jeder Anruf als Telefonstr­eich verstanden wird.

Auch Nachbarn treten als Halbgötter auf: Der einen ist die digitale Überwachun­g blunz’n, der andere geht allzu hilfsberei­t der Ehefrau im Haushalt zur Hand. Denn es sind besonders die täglichen Herausford­erungen, die Heldentate­n erfordern: das allwissend­e Navi auszutrick­sen, ein regelkonfo­rmes Passwort und in Wien einen Parkplatz oder ein nichtvegan­es Schnitzel zu finden. Weil auch Helden zürnen können, gilt es schon mal, dem Vater schonend den Fleck in Latein beizubring­en.

Das hat Kulis als Bub schon in Gedichtfor­m bewältigt. Dieser bleibt er bis heute treu und verpackt auch mal Politische­s in Versmaß (Stichwort Erdogan: „im Herzen Osmane, im Kopfe Banane“). So gerät Herkulis zur bunten und abwechslun­gsreichen Show, in der eine Pointe die nächste jagt. Termine in ganz Österreich bis 16. 6. Nächste Vorstellun­gen: 17. 1. (Wiener Neustadt), 18. 1. (Judenburg) pwww. gernotkuli­s.at

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