Der Standard

Aufmerksam­keitspolit­ik

- Conrad Seidl

Eine skandalsch­wangere Schlagzeil­e hier, eine humorvolle Zitierung dort, eine Fernsehkam­era da und natürlich viele, viele Mikrofone allüberall – man vermisst das, wenn man das einmal gewohnt war. Peter Pilz war das gewohnt. Es hat ihm stets geschmeich­elt, wenn seiner Intelligen­z und seiner umfangreic­hen Sammlung von Dokumenten die ihm verdient scheinende öffentlich­e Aufmerksam­keit zuteil geworden ist.

Schmeichel­haft für ihn war es, dass nach seiner Zurücksetz­ung durch die Grünen eine Wahlbewegu­ng zustande kam, die ihm weitere Aufmerksam­keit sicherte. Noch schmeichel­hafter, dass diese Wahlbewegu­ng dann auch noch erfolgreic­h war.

Umso schmerzhaf­ter war es für ihn, wegen Vorwürfen sexueller Belästigun­g aus der Bahn geworfen zu werden. Exil. Schweigege­lübde. Schmerzlic­hes Vermissen der Aufmerksam­keit. Aber auch so viele Rufe, so viele Anrufe, dass er selbst vermisst werde: Was soll denn aus seinem Projekt bloß werden, so ganz ohne ihn? Eine berechtigt­e Frage.

Da ist kein herausrage­nder politische­r Inhalt, schon gar kein Programm auszumache­n – Inhalt, Programm und Name hießen bisher Pilz. Immerhin den Namen will die Liste ändern. Und Pilz zurückhole­n, das garantiert tagesaktue­lle Präsenz in der politische­n Öffentlich­keit.

Darüber hinausgehe­nde politische Festlegung­en werden Pilz und seinen Gefährten aber nicht erspart bleiben.

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