Kritik an Strache-Interview
FPÖ-Chef unterstützte Separatisten in Bosnien
Wien/Sarajevo – Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat auf Berichte über ein Interview reagiert, das er im September 2017 dem Fernsehen des bosnischen Landesteils Republika Srpska (RS) gegeben hat. „Wir respektieren die Souveränität des Staates BosnienHerzegowina, in dem drei Volksgruppen leben“, schrieb Strache nun auf Facebook. In dem Originalinterview, das dem STANDARD am Donnerstag bekannt wurde, unterstützte Strache noch die Unabhängigkeit der RS.
Er sagte Folgendes: „Die einzige Struktur, die in Wahrheit in Bosnien-Herzegowina funktioniert, ist die Republika Srpska. Insofern betrachte ich auch die Zukunft Bosniens durchaus schwierig, nicht als rosig. (...) Es kann doch nicht sein, dass eine internationale Gemeinschaft einen künstlichen Staat von außen aufzwingt und nicht das Prinzip der Selbstbestimmung möglich gemacht wird, dass auch die Serben, aber auch die Kroaten das Recht bekommen sollten abzustimmen, ob man sozusagen entweder einen unabhängigen Verwaltungsbereich auf Dauer sicherstellen will oder auch im Sinne einer anderen Selbstbestimmung und Souveränitätsent- scheidung vielleicht auch einen Zusammenschluss mit Veränderung der Staatsgrenzen in Richtung Serbien und Kroatien möglich machen kann. (...) Man muss sich ja fragen, warum Bosnien und Herzegowina international dazu gezwungen wird, ein multiethnischer Staat zu sein, und da sozusagen eine Zwangsjacke errichtet worden ist.“
Die Sezession der RS wäre ein klarer Verstoß gegen den Friedensvertrag von Dayton, der 1995 den Krieg nach drei Jahren beendete. Serbien unterstützt keinen Zusammenschluss mit der RS. Die Opposition kritisierte die Aussagen Straches. SPÖ-Parlamentsklubchef Andreas Schieder warf ihm „gefährliche politische Brandstiftung“vor. Die Vermittlerrolle Österreichs auf dem Balkan werde zunichtegemacht.
Die EU-Abgeordnete der Neos, Angelika Mlinar, schrieb: „Wer den Balkan kennt, weiß, dass das Kriegstreiberei ist.“Der Bezirksobmann der Jungen ÖVP in Rudolfsheim-Fünfhaus, Muamer Bećirović, schrieb: „Unser Vizekanzler würde sich also über erneute kriegerische Auseinandersetzungen in Bosnien freuen.“(awö)